by Redaktion on 16. Januar 2020
HV-Saison 2020: Machen die Aktionäre wieder mobil?
Die Hauptversammlungen des vergangenen Jahres sind für etliche Konzerne aus der DAX-Liga etwas anders verlaufen, als deren Vorstände und Aufsichtsräte es erwartet hatten. Von Deutscher Bank bis Volkswagen – viele Aktionäre haben den Verantwortlichen in den Konzernen sehr deutlich gemacht, dass ihre Meinung bei den wichtigen strategischen Fragen der Unternehmen besser berücksichtigt werden sollte. Bei Bayer sorgten die Shareholder sogar für eine echte Premiere: Erstmals stimmte eine Mehrheit der Aktionäre bei einem Dax-Konzern gegen die Entlastung eines amtierenden Vorstands.
Die „Financial Times“ diagnostizierte prompt „eine Rebellion der Aktionäre“, die einzigartig in der Geschichte der deutschen Wirtschaft sei. Das mag ein wenig übertrieben sein, ein neues Selbstbewusstsein der Aktionäre gab es aber auf jeden Fall. In den vergangenen Jahren waren Aktionäre hierzulande eher konfliktscheu und kompromissbereit gewesen, doch Bayer wurde in den Chefetagen der Konzerne vielfach als „Wendepunkt“ wahrgenommen.
Setzte sich diese neue Kapitalmarktkultur auch bei den HVs des Jahres 2020 fort? Haben Vorstände und Aufsichtsräte aus dem vergangenen Jahr gelernt und nehmen ihre Aktionäre ernster?
Bereits Ende des Monats gibt es eine erste Antwort. Am 31. Januar stehen in Essen Vorstand und Aufsichtsrat von ThyssenKrupp seinen Aktionären Rede und Antwort. Ein paar Tage später folgen in München der Börsen-Debütant Siemens Healthineers, dann die „Mutter“ Siemens.
Weitere interessante bis spannende Aktionärstreffen stehen ebenfalls im Februar noch auf dem Programm: Ceconomy, Metro, Osram und Infineon.
Investors Voice, der neue Informationsdienst der Aktionaersforum- Service-GmbH und der Investors Voice Media AG, begleitet die neue HV-Saison. Ein Team um den renommierten Wirtschafts- publizisten Arno Balzer und den erfahrenen Bilanzierungsexperten Holger Hoffmann liefert Information und Einsichten aus der Welt der Dax-Konzerne, der Analysten und Investoren. Unsere Leserinnen und Leser, Aktionäre und können mitdiskutieren, Debatten anstoßen und die Informationsqualität somit steigern.
Das Ziel, das diese Initiative erreichen will, ist ebenso anspruchsvoll wie notwendig: Die Entwicklung hin zu einer vernünftigen Kapitalmarktkultur in Deutschland. Denn nicht nur quantitativ sind Aktionäre hierzulande eine echte Minderheit. Auch qualitativ haben Aktien und Aktionäre – vor allem die privaten Aktionäre, die für eine funktionierende Börse so wichtig sind – bei weitem nicht den Stellenwert in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, der geboten wäre: In der Weltbank-Analyse „Doing Business“ rangiert Deutschland in der Kategorie „ Schutz der Minderheitsaktionäre“ weit abgeschlagen auf Rang 72, deutlich schlechter als der Durchschnitt der OECD-Länder.
Für Europas führende Volkswirtschaft ist das eine blamable Positionierung. Und für Investors Voice ein Grund, etwas für die Kapitalmarktkultur am Finanzplatz Deutschland zu tun und der Aktionärsdemokratie neue Impulse zu geben.
Haben Sie Fragen zu Investors Voice? Interessen Sie sich für das Projekt? Wollen Sie vielleicht daran mitwirken? Dann kontaktieren Sie uns. Mailen Sie an info@aktionaersforum.de
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