Der fränkische Automobilzulieferer Leoni hat im Geschäftsjahr 2015 nach vorläufigen Berechnungen – begünstigt von Wechselkurseinflüssen – einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro erzielt, nach 4,1 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Noch im Oktober 2015 hatte die Konzernführung Erlöse von 4,6 Milliarden angepeilt, nachdem sie bis dato noch 4,8 Milliarden Euro prognostiziert hatte.
Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwirtschaftete das auf Kabel und Bordelektronik spezialisierte Unternehmen zwar rund 151 Millionen Euro, nach 182,5 Millionen im Vorjahr.
Bereinigt um den positiven Einmaleffekt von 19,6 Millionen Euro aus dem anteiligen Verkauf eines Werks im chinesischen Langfang lag das Ebit allerdings nur leicht über dem zwischenzeitlich prognostizierten Niveau von 130 Millionen Euro. Auch hier hatte der Konzern bis Oktober 2015 noch mit 200 Millionen Euro geplant.
Einen Schock unter Anlegern – und ein Kursrutsch von zwischenzeitlich rund 10 Prozent – bewirkte schließlich der Ausblick, den Leoni-Vorstandschef Dieter Bellé den Aktionären am Montag gab.
Der Umsatz werde 2016 voraussichtlich bei 4,4 Milliarden Euro liegen, also weiter sinken. Und auch das Betriebsergebnis dürfte im aktuellen Geschäftsjahr angesichts der eingetrübten Konjunktur erneut schrumpfen: auf 105 Millionen Euro. Wobei hier auch Restrukturierungskosten von rund 30 Millionen Euro einbezogen seien.
Diese Restrukturierungen stehen noch im Zusammenhang mit jener Gewinnwarnung, die der MDax-Konzern erst im Herbst vermeldet hatte. Damals kam ans Licht, dass im Bordnetz-Segment aufgrund von Fehlplanungen im rumänischen Werk Projekte nicht mehr strukturiert abgearbeitet werden konnten. Zum Teil hätten Mitarbeiter aus anderen Werken einspringen müssen. Segment-Chef Andreas Brand nahm daraufhin seinen Hut.
Die daraufhin nötigen „größeren Umstrukturierungen“, wie sie ein Leoni-Sprecher nun nannte, werden vom Konzern mit Kosten von rund 30 Millionen veranschlagt. Dass sich die von der Konzernspitze immer wieder genannten makroökonomischen Probleme etwa in Russland oder China allzu schnell auflösen, darauf dürfen Anleger wohl nicht hoffen.
Manch langfristiger Investor dürfte sich angesichts des Negativwachstums an die Worte des ehemaligen Leoni-Vorstandschefs Klaus Probst erinnern. Dieser hatte Anfang 2012 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für 2016 einen Umsatz in Höhe von fünf Milliarden Euro als Ziel ausgegeben, aufgrund des erwarteten Wachstums in BRIC-Staaten wie Russland und China. „Wir haben ein ambitioniertes Wachstumsprogramm vor uns“, sagte Probst der Zeitung damals.
Analysten jedenfalls haben am heutigen 23. Februar 2016 schnell reagiert: Die Leoni-Beobachter bei der Lampe Bank, Warburg Research der DZ-Bank und Indipendent Research haben ihre Einstufungen der Leoni-Aktie allesamt gesenkt, Indipendent-Research-Aktienanalyst Zafer Rüzgar sogar eine Verkaufsempfehlung ausgesprochen – aufgrund des „erneuten Vertrauensverlusts“.