Die ProSiebenSat1 Media SE steht vor dem Dax-Debüt: Eine Marktkapitalisierung von mehr als zehn Milliarden Euro – mehr als jene von RWE, Commerzbank und ThyssenKrupp – sind der Grund, dass die Deutsche Börse den Konzern aus Unterföhring auf Empfehlung des Arbeitskreises Aktienindizes am 21. März 2016 in den deutschen Leitindex aufnehmen wird.
„Wir sehen den Aufstieg als Würdigung unserer Arbeit der vergangenen Jahre und als Ansporn, unsere diversifizierte Wachstumsstrategie in Zukunft erfolgreich weiter zu verfolgen“, ließ sich Thomas Ebeling, Vorstandsvorsitzender von ProSiebenSat1, aus diesem Anlass zitieren.
Die vergangenen Jahre waren dabei vor allem vom Wiederaufstieg der zwischenzeitlich im Pennystock-Bereich gehandelten Aktie geprägt. So war das P7S1-Papier in der Finanzkrise 2009 für 0,88 Euro zu haben, nachdem bekannt geworden war, dass die Verschuldung der Sendergruppe zum damaligen Zeitpunkt mehr als 3,4 Milliarden Euro betrug und sie diese Belastung nicht reduzierte, sondern lediglich die Zinsen für ihre laufenden Kredite bedienen konnte.
Seitdem hat sich das Blatt jedoch gewendet: Ergebnis und Aktienkurs des TV-Konzerns stiegen um das Fünfzigfache und mehr. Am 4. März 2016, kurz nach Bekanntgabe des Dax-Aufstiegs, notierten P7S1-Papiere bei auf rund 47 Euro.
Inzwischen zählt ProSieben, neben der RTL-Gruppe und Sky, zu den großen und vor allem lukrativen TV-Senderketten in Europa. 2015 hat der Konzern seinen Umsatz um 13,4 Prozent auf 3,261 Milliarden Euro gesteigert. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ebitda stieg um 9,2 Prozent auf 925,5 Millionen Euro.
Zwar ist das werbefinanziertes Free-TV weiterhin das Kerngeschäft der Gruppe. Die Senderfamilie um Sat.1, ProSieben, Kabel eins, Sixx und weitere Sender brachte es zuletzt auf fast 30 Prozent Marktanteil in Deutschland. Gleichzeitig vernetzt der Konzern inzwischen immer stärker die eigene TV-Reichweite mit seiner Digitalsparte. Dieses Segment, vom Konzern als „Digital & Adjacent“ bezeichnet, lieferte im vergangenen Geschäftsjahr Umsätze von 846,4 Millionen Euro, was einer Steigerung um 38,6 Prozent entspricht.
Die einst aus der Not heraus geborene Strategie, Anteile an jungen E-Commerce-Firmen gegen Werbezeiten zu tauschen, hat sich etabliert. Inzwischen setzt der Konzern auch auf größere Deals. Im Sommer 2015 übernahm ProSiebenSat1 für rund 170 Millionen Euro das Verbraucherportal Verivox. Und erst Ende Februar 2016 hat sich der Konzern über seinen Investment-Arm Seven Ventures am Düsseldorfer Kreditmarktplatz Auxmoney beteiligt.
In diesem Tempo will das Unternehmen, das heute rund 4800 Mitarbeiter beschäftigt, weiter wachsen. Bis 2018 will ProSiebenSat.1 seinen Umsatz auf rund 4,2 Milliarden Euro steigern. Die Hälfte dieser Umsätze soll dann aus dem Digitalgeschäft stammen.
Seinen Platz im bedeutendsten deutschen Aktienindex räumen muss dagegen K+S. Der Rohstoff- und Düngemittelkonzern kam zuletzt gerade noch auf eine Marktkapitalisierung von 3,6 Milliarden Euro. Zu wenig in Kombination mit anderen Börsendaten des Unternehmens, als dass K+S seinen bisherigen Platz im Dax30 hätte verteidigen können.
Grund für die schwindende Marktkapitalisierung war nicht zuletzt der abgewehrte Übernahmeversuch des kanadischen Rohstoffkonkurrenten Potash im Jahr 2015, der sich K+S schon wiederholt gerne einverleibt hätte. Damit behielt K+S zwar seine Selbständigkeit. Doch dem K+S-Börsenkurs tat das Manöver alles andere als gut.
Allein am 5. Oktober 2015 brach der K+S-Kurs um bis zu 26,2 Prozent auf 22,87 Euro ein, als Potash sein 7,9 Milliarden Euro schweres Gebot für K+S offiziell zurückgezogen hatte. Davon hat sich der K+S-Kurs bis heute nicht mehr erholt: Am heutigen 4. März 2016 kosten die Titel um die 20 Euro.
Dass es zwischenzeitlich nicht für eine deutliche Erholung des Aktienkurses und damit auch der Marktkapitalisierung von K+S reichte, dürfte zum einen dem allgemein wackeligen Börsentrend geschuldet sein. So hat der Dax, in dem die K+S-Titel noch bis zum 21. März 2016 gelistet sein werden, zwischen Ende August 2015 und Anfang März 2016 selbst rund 15 Prozent seines Indexstands verloren. Und die K+S-Aktie hat dessen Verlauf nachvollzogen – mit dem zusätzlichen Kursrücksetzer aus dem abgewehrten Übernahmeversuch von Potash oben drauf.
Inklusive dessen mussten K+S-Anleger in diesem Zeitraum ein Minus von fast 45 Prozent ihres Investments hinnehmen.
Zudem dürfte auch die Schwäche der Rohstoffnotierungen seit Ende 2015 und im Frühjahr 2016 auf den Erholungsversuchen der K+S-Aktie gelastet haben. Maue Konjunkturdaten nicht zuletzt aus China oder dem großen Schwellenmarkt Brasilien haben die Preise für viele Rohstoffe in den Keller gedrückt. Händler rechnen eben mit weniger Nachfrage nach Rohstoffen, wenn die weiterverarbeitende Industrie selbst schwächelt.
Da hat es offenbar wenig geholfen, dass K+S mit einer attraktiven neuen Mine in Kanada in der Zukunft kräftige Umsätze wird verbuchen können. Schon heute sind offenbar 25 Prozent des Fördervolumens dieser Legacy-Mine langfristig an K+S-Kunden verkauft.
Zu allem Überfluss lastet auf K+S weiter ein hausgemachtes Problem. Immer wieder machen die Umweltschäden Schlagzeilen, die K+S durch seinen Salzabbau in Deutschland verantworten muss. Erst am 2. März 2016 war bekannt geworden, dass K+S anscheinend wegen unerlaubter Salzlaugenverklappung eine neuerliche Strafe in Höhe von 325 Millionen Euro droht. Im Tagesverlauf knickte der K+S-Aktienkurs deshalb am 2. März 2016 um bis zu 4,7 Prozent ein.
Änderungen wird es aber nicht nur in der obersten deutschen Börsenliga geben, dem Dax30-Segment, sondern auch in anderen wichtigen hiesigen Aktienindizes.
So wird nach Angaben der Deutschen Börse das Möbelunternehmen Steinhoff in den MDax einziehen; der Konzern ist erst seit Dezember 2015 börsennotiert. Ebenso steige Alstria Office Reit in den MDax auf. Dafür müssen der Stahlhändler Klöckner & Co und der Autohändler ElringKlinger den Index der mittelgroßen hiesigen börsennotierten Aktiengesellschaften, den MDax, verlassen und in das Kleinwertesegment SDax absteigen.