Der deutsche Druckmaschinenhersteller Heideldruck dürfte vor der anstehenden Branchenmesse Drupa die Erwartungen der Anleger zumindest nicht enttäuschen. So sagte der Vorstandschef des Wieslocher Konzerns, Gerold Linzbach, jetzt gegenüber der Wirtschaftswoche, dass das Jahresergebnis „erwartungsgemäß“ verlaufen sei.
Angestrebt hat die Konzernführung für das am 31. März geendete Geschäftsjahr 2015/16 ein Umsatzwachstum von rund 2 bis 4 Prozent, nach Erlösen von rund 2,434 Milliarden Euro im Vorjahr. Dazu soll eine am Ebitda – also dem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen – bemessene Marge von mindestens 8 Prozent vom währungsbereinigten Umsatz erreicht werden.
Zu hohe Erwartungen dürften aus Sicht von Aktionären allerdings fehl am Platz sein. Auf die Dividendenfähigkeit angesprochen, zitierte die Börsen Zeitung den Konzernchef mit der Aussage: „Das kann noch einige Zeit dauern. Im nächsten Jahr sind wir sicher noch nicht so weit.“
Mit der vergleichsweise geringen Eigenkapitalquote von rund 15 Prozent zeigte sich der Heidelberg-CEO der Zeitung zufolge zufrieden und erklärte, nicht an eine Kapitalerhöhung zu denken. „Wir haben ausreichend Kapital“, sagte Linzbach gegenüber der Börsen Zeitung.
Manch langfristiger Heideldruck-Aktionär dürfte sich angesichts der katastrophalen Kursentwicklung der vergangenen Jahre mehr Optimismus erhofft haben. Das Unternehmen wird derzeit an der Börse bei einem Kurs von rund 1,90 Euro mit rund 500 Millionen Euro bewertet. In Spitzenzeiten notierten die Papiere des SDax-Werts bei 45 Euro.
Neben dem strukturellen Wandel der Branche weg von Papiererzeugnissen hin zu digitalen Produkten hatte Heideldruck vor allem die Finanz- und Wirtschaftskrise nach 2008 zu schaffen gemacht. Nach fünf Verlustjahren infolge, schrieb der Konzern erst im Geschäftsjahr 2013/14 zwischenzeitlich wieder Gewinne.
Von den einst rund 20000 Mitarbeitern sind im Zuge mehrerer Sanierungseinschnitte im Jahr 2016 noch rund 11600 übrig. Hatte sich Heideldruck einst stark auf das Kerngeschäft Bogenoffsetdruck fokussiert, bei der Papierbögen für Kataloge, Bildbände, Kalender, Plakate, Verpackungen und Etiketten gedruckt werden, ist der Umbau hin zum Digital- und Dienstleistungsgeschäft in vollem Gange.
Unter dem seit September 2012 amtierenden Vorstandschef Linzbach, der damals den langjährigen Vormann Bernhard Schreier abgelöst hatte, ging der Druckmaschinenkonzern unter anderem Kooperationen mit Wettbewerbern wie Fujifilm ein, um künftig den wachsenden Digitaldruckmarkt bedienen zu können. Bis 2020 will der Konzern rund 10 Prozent seiner Umsätze auf diesem Gebiet erlösen.
Auch an Akquisitionen hat sich Heideldruck im Zuge der Neustrukturierung gewagt. So übernahm der Konzern 2014 den Schweizer Etiketten-Druckmaschinen-Bauer Gallus und 2015 die auf Service- und Verbrauchsmaterialien spezialisierte niederländische Printing Systems Group (PSG). Das Ziel: Solche Zusatzgeschäfte rund um den eigentlichen Druck sollen künftig bis zu 50 Prozent der Umsätze einbringen.
Wie sich die Heidelberger Druckmaschinen AG ihre Zukunft vorstellt, dürfte sie Kunden und wohl auch manchem Aktionär auf dem bald startenden Branchentreff präsentieren: Vom 31. Mai bis zum 10. Juni 2016 findet die Messe Drupa in Düsseldorf statt. Bei der vorherigen Auflage dieser Branchenschau im Jahr 2012 besuchten 315.000 Fachleute aus 71 Staaten die Messehallen, sie gilt deshalb als Weltleitmesse der Druckmaschinenhersteller. Und sie fällt in diesem Jahr in eine Zeit, in der die Anbieter offenbar wieder mit besseren Geschäften rechnen.
Nach Angaben des Maschinenbauer-Verbands VDMA ist der Ordereingang bei den hiesigen Herstellern in den ersten Monaten des Jahres 2016 um rund 10 Prozent gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode gestiegen. Vor allem aus Europa landeten offenbar mehr Orders auf den Schreibtischen von Heideldruck & Co., dagegen sanken die Auftragsvolumina aus Asien.
Auf der Drupa wird der Konzern aus Wiesloch dann auch seine Neuheiten vorstellen, wie die erste Maschine im A1-Format für industriellen Digitaldruck – ein Ergebnis der Kooperation mit dem japanischen Partner Fujifilm.
Die finanzielle Situation von Heideldruck könnte sich im Übrigen nicht nur durch solide Zahlen und Neuaufträge entspannen. Der SDax-Konzern ist dabei, eine Anleihe aus dem Jahr 2011 abzulösen. Damals hatte das Unternehmen einen Bond im Volumen von 300 Millionen Euro auf den Markt gebracht, ausgestattet mit einem hohen Zinssatz zugunsten der Anleihenkäufer von 9,25 Prozent – eine Dimension, die in der aktuellen EZB-Nullzinsperiode nicht mehr gewährt würde.
Das Druckmaschinenunternehmen hat deshalb entschieden, den Bond vor seiner Fälligkeit im Jahr 2018 abzulösen. Bis zum 15. April 2016 will Heideldruck deshalb zusätzliche 64,5 Millionen Euro dieser Schulden tilgen.
Das gelingt allerdings offenbar nur aus einem Grund: Der Konzern hat von der Europäischen Investitionsbank (EIB) ein zinsgünstigeres Darlehen über 100 Millionen Euro für seine Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Digitalisierung erhalten, wie am 4. April 2016 bekannt wurde. Heideldruck ist damit das erste Großunternehmen Deutschlands, das von diesem EU-Förderprogramm profitiert.
Zwar ist die Verwendung dieses Geldes an Entwicklungsprojekte gebunden. Doch der Finanzspielraum aus diesem EIB-Darlehen kann nun offenbar teilweise zur vorzeitigen Tilgung der teuren Altanleihe genutzt werden.