Der Online-Modehändler Zalando hat vorläufigen Zahlen zufolge im ersten Quartal 2016 den Konzernumsatz um 22,5 bis 24,5 Prozent gesteigert. Das Unternehmen rechnet mit Erlösen von rund 788 bis 801 Millionen Euro, nach 644 Millionen Euro im ersten Quartal 2015.
Die Marge bleibt, wenn auch plangemäß, dünn. Zalando erwartet einen bereinigten Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 12 Millionen bis 28 Millionen Euro, was einer bereinigten Ebit-Marge von 1,5 bis 3,5 Prozent entspricht. Im ersten Quartal des vergangenen Jahres hatte das bereinigte Ebit noch 29 Millionen Euro betragen, die Ebit-Marge entsprechend 4,5 Prozent.
Gemessen daran musste Zalando am heutigen 19. April 2016 sogar ein Minus des operativen Gewinns um bis zu 59 Prozent verglichen mit dem Vorjahresquartal bekannt geben. Entsprechend die Reaktion an der Börse: Der Aktienkurs von Zalando sank bis zehn Uhr um etwa 3 Prozent auf rund 29 Euro, und zwar gegen den Börsentrend dieses Tages: Der MDax der mittelgroßen hiesigen, börsennotierten Aktiengesellschaften etwa legte zeitgleich um 1 Prozent zu; im MDax sind auch die Zalando-Titel notiert.
Vorstandsmitglied Rubin Ritter bezeichnete den Jahresstart des Modehändlers dennoch als „einen guten Start in das Jahr“. Nach den wie gewohnt ruhigen Osterfeiertagen am Ende des ersten Quartals 2016 hätten die Geschäfte an Fahrt aufgenommen. Die Konzernführung gehe davon aus, „im Gesamtjahr – wie prognostiziert – bei solider Profitabilität stark zu wachsen.“
Zalando bestätigt somit die Prognose für das Gesamtjahr 2016 und erwartet ein Umsatzwachstum am oberen Ende des Zielkorridors von 20 bis 25 Prozent sowie eine bereinigte Ebit-Marge von 3,0 bis 4,5 Prozent. 2015 lag das Jahreswachstum bei 33,6 Prozent, 2014 bei 26 Prozent.
Die Zalando SE, die erst 2008 gegründet wurde, vertreibt Schuhe, Kleidung und Accessoires von rund 1500 Modemarken in fünfzehn Ländern Europas. Ähnlich wie Amazon setzt der seit September 2014 börsennotierte E-Commerce-Konzern dabei stark auf Wachstum, die Fortentwicklung der eigenen Technologie und ein ausgefeiltes Logistiknetzwerk mit drei zentralen Standorten in Deutschland, von denen aus der Versand in Europa gesteuert wird.
Das Unternehmen, das einst mit dem Versand von Badelatschen begann, dann mit Hilfe des Teams um Rocket-Internet-Mitgründer Oliver Samwer mit Sieben-Meilen-Stiefeln wuchs, zählt derzeit rund 17,9 Millionen Kunden, die regelmäßig bei Zalando einkaufen.
Die Geschäftszahlen unterscheiden sich dabei – trotz des heutigen Ebit-Rücksetzers – entscheidend von einigen anderen Start-ups, die einst von der Gründerschmiede Rocket Internet geschaffen wurden. Denn Zalando verdient Geld, wohingegen bei anderen Beteiligungen aus dem Rocket-Internet-Reich oft nur die Devise gilt: Größe vor Profitabilität.
Wobei Rocket Internet auch längst nicht mehr größter Einzelaktionär bei Zalando ist. Diese Rolle hat der schwedische Investor Kinnevik mit einem Anteil von 37 Prozent an Zalando schon Ende 2013 übernommen.
Für künftiges Wachstum bei Zalando soll neben dem Bau zweier weiterer Logistikzentren nun die Eröffnung von Webshops jener Modemarken sorgen, die ihre Produkte unter anderem bei dem Online-Händler vertreiben. Schon im Jahr 2015 eröffnete Zalando rund 100 solcher virtuellen Modeläden unter dem Dach von Zalando. Dort können sich die jeweiligen Modemarken in ihrem eigenen Design präsentieren.
„Wir rechnen damit, dass wir bis Ende des Jahres einen Großteil unserer restlichen 1400 Modemarken davon überzeugt haben, einen Markenshop bei uns zu eröffnen“, sagte Christoph Lange, Vice President Brand Solutions bei Zalando, dem Handelsblatt am 19. April 2016.
„Zalando wird weiterhin Ware ein- und verkaufen und damit klassischen Handel betreiben, sich aber mit weiteren Angeboten zur Modeplattform entwickeln – einer Art Betriebssystem für Mode, das für jede Fashionfrage erste Anlaufstelle werden soll“, sagte dann auch Dominik Rief, Country-Manager Schweiz und Österreich bei Zalando am 15. April 2016 zur Lebensmittelzeitung.