Die Meldung vom Wochenende kam wohl nicht nur für die Geschäftsführung der Manz AG unvermittelt. Ihr Inhalt: Die Manz AG Reutlingen „wurde in der vergangenen Nacht von einem wichtigen Kunden darüber informiert, dass der Kunde ein Großprojekt im Geschäftsbereich Energy Storage stoppt.“
Die Folgen: „Die bisherige Erwartung der Gesellschaft, dass die Manz-Gruppe im Geschäftsjahr 2016 eine signifikante Steigerung des Umsatzes“ erreichen kann, ist dem Unternehmen zufolge gefährdet.
An der Börse führt dies am Montag, 13. Juni 2016, zu einem Einsturz der Börsenbewertung des Maschinenbauers. Im Vergleich zum letzten Xetra-Schlusskurs von 40,37 Euro am Freitag der Vorwoche schloss die Aktie bei 32,60 Euro. Am Morgen des 14. Juni 2016 notierten die Manz-Papiere bei nur noch knapp über 30 Euro, was einer Marktkapitalisierung von rund 250 Millionen Euro entspricht.
Der Hinweis der Manz-Geschäftsführung, dass ab diesem Dienstag Gespräche mit dem Großkunden geführt würden, bei dem es sich mutmaßlich um den Manz-Kunden Apple handeln soll, beruhigte offenbar die Wenigsten. So gab etwa das Analystenhaus Montega die Einschätzung ab, dass selbst, wenn in ein paar Wochen Klarheit herrsche, wohl dennoch „die 2016er und/oder 2017er-Ergebnisse negativ betroffen sein werden“.
So würden sich erstens bei einer Verschiebung die Umsatzrealisierung zumindest teilweise ins nächste Jahr verlagern. Zweitens würden bei einer Stornierung zwar die Kosten gedeckt, jedoch Folgeaufträge gefährdet sein. Drittens habe die Vorbereitung auf den vermeintlichen Großauftrag viele Ressourcen bei Manz gebunden, und die Abarbeitung neuer Aufträge würden eine gewisse Anlaufzeit benötigen.
Für manchen Anleger kam die Ad-hoc-Meldung der Reutlinger einem Déjá-vu gleich. Denn dem Hersteller von Maschinen für die Solar- und Batterieindustrie sowie Fabrikanten von Displays für Tablets, Smartphones und Notebooks war die Abhängigkeit gegenüber Großkunden schon im vergangenen Jahr zum Verhängnis geworden. So hatten 2015 Auftragsverschiebungen und -stornierungen vor allem aus China zu einer Gewinnwarnung und einem deutlich negativen Ergebnis geführt.
Hatte die Manz AG im Jahr 2014 noch einen Umsatz von 306 Millionen ausgewiesen, brach der aufgrund dieser Entwicklungen auf 222 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr ein. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit), der im Übrigen schon 2014 bei minus 32,7 Millionen Euro lag, sank auf minus 58,2 Millionen Euro.
In der Folge hat sich der Aktienkurs der Manz AG von gut 92 Euro Ende Mai 2015 bis Mitte Juni 2016 praktisch gedrittelt.
Dies hatte indes nicht nur Folgen für die Depots der Anleger. Im Februar kündigte der chinesische Maschinenbauer Shanghai Electric an, im Einvernehmen mit Firmengründer und Vorstandschef Dieter Manz eine Kapitalerhöhung für den Einstieg bei dem maladen Maschinenbauer zu nutzen.
Shanghai Electric hält somit bereits jetzt knapp 30 Prozent der Anteile an der Manz AG, also etwas weniger als für ein Pflichtübernahmeangebot an die gebeutelten übrigen Aktionäre erforderlich wäre.