Fuchs Petrolub zieht es nach Übersee. Am Montagmorgen, 1. August, vermeldete das Mannheimer Unternehmen den Erwerb der Firma Ultrachem, ein Hersteller synthetischer Industrieöle aus dem US-Bundesstaat Delaware.
Ultrachem ist der zweite US-Zukauf von Fuchs Petrolub binnen weniger Wochen, wenn auch ein kleiner. Das Unternehmen erwirtschaftete mit 25 Mitarbeitern zuletzt 15 Millionen Euro. Anfang Mai hatten die Mannheimer bekanntgegeben, dass man das weltweite Geschäft mit Weißölen und Spezialschmierstoffen des US-Energiekonzerns Chevron kaufen werde. Rund 85 Prozent seiner 11 Millionen Euro Umsatz machte dieser Fuchs-Bereich in Nordamerika.
Wieviel der MDax-Konzern für seinen jüngsten Zukauf bezahlt hat, teilte er allerdings nicht mit.
Investoren scheinen sich darüber heute allerdings nicht gesorgt zu haben. An der Börse stieg der Aktienkurs von Fuchs Petrolub erkennbar. Der Preis für die Anteilsscheine des Unternehmens legte bis zum Mittag um 3,2 Prozent auf 38,95 Euro zu – und damit deutlich stärker, als der MDax der mittelgroßen hiesigen börsennotierten Aktiengesellschaften, der zeitgleich nur um 0,18 Prozent auf 21.200 Indexpunkte zulegte.
Fuchs hatte vor der Übernahmeankündigung allerdings auch gute Geschäftsergebnisse in der ersten Jahreshälfte 2016 berichtet. Diese Information dürfte die Übernahmemeldung überlagert haben.
Der Schmierstoffhersteller hat nach eigenen Angaben in den ersten sechs Monaten des Jahres 2016 seinen Umsatz um 13 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro ausgebaut. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sei um knapp 7 Prozent auf 183 Millionen Euro gesteigert worden.
Neben den Zukäufen profitierte Fuchs Petrolub dabei in Europa von besseren Geschäften in Deutschland, Frankreich, Spanien und Polen. Schlechter lief es für das Unternehmen in Amerika: Während in Südamerika vor allem die hohe Inflation mit parallelem Wirtschaftsabschwung das Geschäft belastete, drückte in den USA die niedrigere Nachfrage aus der Bergbau-, Öl-, Gas- und Stahlindustrie auf den Gewinn.
„Fuchs Petrolub hatte insgesamt ein gutes erstes Halbjahr und hat dabei die Umsatz- und Ergebnisziele erreicht“, sagte Unternehmenschef Stefan Fuchs laut Mitteilung. Für das laufende Jahr peilt die Gesellschaft vor allem wegen der Zukäufe weiterhin ein Umsatzplus von 7 bis 11 Prozent an. Dabei werden Währungseffekte ausgeklammert. Der operative Gewinn (Ebit) soll um 3 bis 7 Prozent zulegen.
Analysten zeigten sich davon durchaus angetan. Nils-Peter Gehrmann von Hauck & Aufhäuser etwa sprach gar von „exzellenter Qualität“ der Zahlen. Markus Mayer von der Baader Bank wies allerdings darauf hin, dass sich der Wind für das Mannheimer Unternehmen auch drehen könne.
Mittlerweile versuchten schließlich auch Großkonzerne der Ölbranche wie Lukoil, Petronas oder Total im Schmierstoffgeschäft mitzumischen. Fuchs Petrolub drohe deshalb trotz seiner Nischenposition ein härterer Wettbewerb.
In wie weit der MDax-Konzern durch gezielte Zukäufe seine Position stärken kann, wird sich zeigen. Neben den kleineren US-Akquisitionen hatte Fuchs Petrolub mit der Deutschen Pentosin-Werke GmbH und der Statoil Fuel & Retail Lubricants AB zuletzt auch zwei größere Unternehmen gekauft. Fuchs Petrolub beschäftigt aktuell rund 4800 Mitarbeiter.