Diese Nachricht kam bei den Fresenius-Anlegern gut an. Das Bad Homburger Unternehmen wächst wieder durch Zukäufe – und das in einer Phase, in der Fresenius noch eine andere Milliarden-Offerte offen hat: Die Fresenius-Sparte Kabi bietet noch immer für das Medizinpumpengeschäft des US-Konzerns Pfizer, das rund 1,5 Milliarden Dollar wert sein soll. Noch während dessen folgt jetzt diese Milliardeninvestition.
Die Fresenius-Kliniksparte Helios übernimmt IDC Salud Holding S.L.U., die unter dem Namen Quirónsalud in ganz Spanien 43 private Krankenhäuser betreibt. Das Unternehmen hat rund 35.000 Mitarbeiter, der Zukauf kostet Fresenius 5,76 Milliarden Euro – und macht den Konzern zum unangefochten größten, privaten Klinikbetreiber Europas.
Stemmen will das deutsche Unternehmen die Übernahme nahezu vollständig durch Fremdkapital. In der Folge steigt auch die Verschuldung von Fresenius. Nach eigenen Angaben klettern die Nettofinanzverbindlichkeiten des Konzerns durch die 100-Prozent-Übernahme auf 3,1 Milliarden Euro. Mitte des Jahres 2017 soll die Verschuldung wieder „im Zielkorridor von 2,5 bis 3,0 Milliarden Euro“ liegen, teilte der Konzern am 5. September 2016 mit.
Die Aktionäre schreckt der Schuldenstand offenbar nicht. Sie feiern im Gegenteil den Milliardenzukauf. An der Börse springt die Fresenius-Notierung nach Ankündigung der Übernahme deutlich in die Höhe. Die Fresenius-Titel legten bis zum Vormittag des 6. September 2016 um 3,6 Prozent auf 68,55 Euro zu.
Mehr noch: Sie setzten sich auch mit weitem Abstand an die Spitze aller Titel, die wie Fresenius in Deutschlands wichtigstem Aktienindex Dax gelistet sind – und der auch noch parallel auf der Stelle tritt, während die Fresenius-Aktie so kräftig zulegt.
Die Fresenius-Anteilseigner blicken heute noch aus einem weiteren Grund zufrieden auf die Kursentwicklung ihrer Aktien. Denn durch den Höhenflug infolge der Zukaufnachricht haben die Titel eine Schwächephase zwischen Juni und August 2016 nahezu ausgeglichen. Auf Einjahressicht ergibt sich so ein Plus von 5,68 Prozent, auf Dreijahressicht sogar von 121,27 Prozent.
Zum Vergleich: In den vergangenen drei Jahren hat der Dax nur um 29,59 Prozent zugelegt.
Fresenius Helios kauft Quirónsalud den bisherigen Besitzern CVC Capital Partners sowie der Quirónsalud-Geschäftsführung um Chef und Mitgründer Víctor Madera ab; er bekommt dafür Fresenius-Aktien im Wert von 400 Millionen Euro, die er zwei Jahre halten muss.
Der Zukauf ist der größte in der Geschichte des Bad Homburger Unternehmens. Diese Marke hielt bisher die Übernahme des US-Unternehmens APP Pharmaceuticals durch Fresenius Kabi im Juli 2008 für 2,36 Milliarden Euro.
Quirónsalud gilt als profitables Unternehmen. Es erwartet im laufenden Jahr 2016 einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro und einen Betriebsgewinn (Ebitda) von 460 bis 480 Millionen Euro. Im kommenden Jahr peilt der Konzern ein Ebitda von 520 Millionen bis 550 Millionen Euro an. Darauf basierend entspricht der Kaufpreis dem 10,8-fachen des Betriebsgewinns.
„Zwei in Qualität und Größe führende Unternehmen schließen sich zusammen“, sagte Fresenius-Chef Stephan Sturm laut Mitteilung des Unternehmens. Der ehemalige Investmentbanker steht erst seit gut zwei Monaten an der Spitze von Fresenius.
Er hat noch eine Nachricht für die Fresenius-Aktionäre: „Aufgrund des erwarteten deutlichen Umsatz- und Ergebnisbeitrags der Akquisition wird Fresenius im Rahmen der Publikation der Geschäftszahlen 2016 einen neuen mittelfristigen Konzernausblick veröffentlichen“, teilt die Gesellschaft am 5. September 2016 mit.
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