Wie bewerten die großen institutionellen Investoren die praktizierte Corporate Governance der Deutschen Bank? Welche Art von Banking erwarten die international tätigen Firmenkunden von dem Geldhaus?
Aktionaersforum hat zu diesen Themen eine breit angelegte Umfrage bei Fondsgesellschaften und großen deutschen Industrieunternehmen gemacht. Die Antworten, wenngleich nicht repräsentativ, geben den Aktionären kurz vor der Hauptversammlung doch einige wichtige Hinweise, wie Finanzprofis über Führung, Strategie und Geschäftsmodell der Deutschen Bank denken.
Wir wollten von institutionellen Investoren, also großen Fondsgesellschaften, die in vielen Regionen der Welt, Geld anlegen, wissen, wie sie den Auswahlprozess bei der Besetzung des CEO-Postens von John Cryan auf Christan Sewing bewerten. Immerhin ein Viertel halten das Verfahren für akzeptabel. Gut ein Drittel der Antworten sehen in dem Verfahren allerdings eine dürftige Governance. Mehr als 40 Prozent glauben sogar, der Aufsichtsratsvorsitzende habe seine Position missbraucht, um seinen Kandidaten zu befördern. Zumindest bei den Großinvestoren, auch das zeigt die Befragung, hat der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner viel Kredit verspielt. Die meisten meinen, er solle zurücktreten. Das heißt freilich nicht, dass sie in der HV auch entsprechend abstimmen.
Dass die Deutsche Bank allein durch den Wechsel an der Vorstandsspitze rasch zu alter Stärke zurückfindet, glaubt unter den Befragten eigentlich niemand. Mehr als 45 Prozent der eingegangenen Antworten halten die Entlassung von John Cryan für unfair. Und mehr als die Hälfte glaubt, dass zusätzlich zum CEO-Wechsel noch eine neue Strategie und wohl auch ein neuer Oberaufseher erforderlich ist. Was die derzeitige Strategie der Deutschen Bank angeht, empfiehlt lediglich etwas mehr als ein Drittel der Investoren, man solle sie fortsetzen. Keine Alternativstrategie stößt derzeit auf mehr Akzeptanz: Ein Viertel hält eine Holding mit einer separaten und börsennotierten Investmentbank und einer Commercial Bank für sinnvoll. Uneinig sind die befragten Investoren über die richtige Strategie für die Deutsche Bank. Ebenfalls ein Viertel votiert für ein Bündnis von Deutscher Bank und Commerzbank.
Und welche Art von Banking erwarten die Firmenkundenkunden, die großen international operierenden Konzerne der Dax- und M-Dax-Liga sowie die großen Familienunternehmen? Sie benötigen eine im Inland beheimatete, internationale Großbank offensichtlich besonders für Finanzierungen. Mehr als 80 Prozent halten dies für sehr wichtig oder wichtig. Bei der Beratung von Fusionen und Übernahmen sind es lediglich etwas über 62 Prozent. Knapp dahinter rangieren Zahlungsverkehr, Begleitung bei Auslandsexpansion, Absicherung gegen Zins- und Preisveränderungen, die Abwicklung des Zahlungsverkehrs und die Eigenkapitalbeschaffung.