Schon der Name macht den Partner: Der beste Geschäftsbericht des Jahres wurde am 10. September 2015 vom Wirtschaftsmagazin Bilanz im Saal der alten Frankfurter Börse gekürt – aus gutem Grund: „Wer die Aktie populärer machen will, der muss diejenigen auszeichnen, die ihre Anteilseigner am besten und umfassend informieren“, sagte Bilanz-Herausgeber Arno Balzer bei der Ehrung der Siegerunternehmen.
Angesichts der Tatsache, dass nur 8 Prozent der Deutschen Aktienbesitzer seien, könne die Wichtigkeit umfassender und präziser Information von Unternehmen an Aktionäre nicht hoch genug geschätzt werden, sagte Balzer weiter.
Ähnlich urteilte Gregor Pottmeyer, Finanzvorstand der Deutschen Börse, neben IRX – dem aktionaersforum einer der Partner der Finanz-Gala, die vom Essener Industrieunternehmen Evonik unterstützt wurde.
Die Stellung des Geschäftsberichts als wichtigstem Reporting- und Publizitätsinstrument, das Anlegerschutz durch Transparenz gewährleisten soll, müsse hervorgehoben werden, sagte Pottmeyer.
Die in den vergangenen Jahren stark gewachsenen Umfänge der Geschäftsberichte führte Pottmeyer vor allem auf die strikteren gesetzlichen Vorgaben zurück. Diese Vorschriften „führen zu einer epischen Fülle der Geschäftsberichte mancher Unternehmen, die zum Teil den doppelten Umfang des Zauberbergs von Thomas Mann annehmen“, sagte Pottmeyer.
Die inhaltliche Analyse der Geschäftsberichte der Unternehmen, deren Aktien in Dax, MDax, TecDax und SDax der Deutschen Börse gelistet sind, oblag dem Team um dem Münsteraner Professor Jörg Baetge, das den renommierten Wettbewerb seit drei Jahrzehnten betreut.
Die Jury legte rund 300 Kriterien für die Bewertung der Wettbewerbsbeiträge zugrunde.
„Grundsätzlich ist die große Auskunftsfreude der Teilnehmer sehr positiv zu bewerten, auch wenn manche Teilnehmer durch kreative Formulierungen wie ‚Der Umsatz dürfte sich unverändert gut entwickeln’ auffielen“, fasste der Analyseprofi seinen Gesamteindruck zusammen.
Moderatorin Annette Pawlu kürte die Gewinner des Abends: In der Kategorie Dax und Gesamtbewertung des Wettbewerbs gewann die Deutsche Telekom den ersten Platz in diesen beiden Kategorien.
Telekom-Manager Guillaume Maisondieu, der in Vertretung des Vorstandsvorsitzenden Tim Höttges den Preis für das Unternehmen entgegennahm, bedankte sich in einer frischen französisch-deutschen Ansprache bei seinem Team für die Ausarbeitung eines Berichts, der neben maximaler Transparenz auch qualitativ höchsten Ansprüchen gerecht würde, wie die Bewertung zeige.
Besonders freute den Senior Vice President Accounting & Customer Finance der Deutschen Telekom, der sich ganz bescheiden als „Buchhalter“ präsentierte, dass der Preis nach einigen Jahren der Abstinenz wieder ausgelobt wurde: „Als es den Preis nicht mehr gab, waren meine Mannschaft und ich ganz schön frustriert – danke dass es diesen Wettbewerb wieder gibt“, sagte Maisondieu lächelnd.
Den zweiten Platz in der Kategorie Dax belegte Adidas, den dritten Platz sicherte sich Infineon.
Aus den Unternehmen der MDax-Kategorie ging ProSiebenSat.1 als Sieger hervor. Gunnar Wiedenfels, Finanzvorstand des Medienunternehmens mit einem besonderen Schmunzeln entgegen, war doch ProSieben-Dauerkonkurrent RTL in der Kategorie MDax auf dem letzten Rang platziert.
Wiedenfels gab den TV-Zuschauern von ProSiebenSat1 noch ein Versprechen: „Für die kommenden Jahre werden wir uns wieder mehr um Nachwuchstalente kümmern“, versprach der Finanzvorstand und spielte damit auf den Abgang von ProSieben-Star Stefan Raab an.
Die Plätze zwei und drei belegten bei den MDax-Unternehmen DMG Mori Seiki und Wacker Chemie.
Als Sieger bei den SDax-Unternehmen wurde die Hamburger Hafen und Logistik AG ausgezeichnet. Der Leiter Investor Relations, Heiko Hoffmann, sah sich mit dem ersten Preis „extrem gut gewürdigt für die hohe Transparenz, die wir in Sachen Finanzinformationen anstreben“. Auch in Zukunft wolle das Unternehmen weiterhin transparent und offen kommunizieren.
Die Plätze zwei und drei belegten bei den SDax-Unternehmen Wacker Neuson sowie die Puma AG.
Last but not least konnte die Software AG den ersten Platz in der Kategorie ‚Bester Geschäftsbericht bei TecDax-Unternehmen‘ für sich entscheiden.
Finanzvorstand Arnd Zinnhardt nahm die Topplatzierung im Wettbewerb zum Anlass, die Änderungen in der Bewertung der Geschäftsberichte durch das Team um Professor Baetge zu würdigen. Denn in der Neuauflage des traditionsreichen Wettbewerbs ist die Bewertung gestalterischer Elemente gestrichen worden – zu Recht aus Sicht des Software-AG-Finanzvorstands.
„Für die Kapitalmarktteilnehmer sind schöne Bilder in Geschäftsberichten unerheblich. Es geht vielmehr glaubhafte und transparente Inhalte“, sagte Zinnhardt.
Interessanter Randaspekt: In Sachen Digitalisierung ist die Software AG, wen wundert es bei dem Geschäftsfeld, ganz vorne dabei – ihre Geschäftsberichte erscheinen seit 2010 nur in digitaler und nicht mehr in gedruckter Form.
Für die zahlreichen Gäste der Veranstaltung gab es ebenfalls einen Preis zu gewinnen. Wer im Vorfeld der Finanz-Gala den Euro-Dollar-Kurs des Tages möglichst genau getippt hatte, konnte sich über einen Bordeaux-Wein des Jahrgangs 2005 freuen. IRX-Geschäftsführer Karsten Stumm überreichte die Flasche mit dem edlen Tropfen dem Sieger, Kai Peter Rath, Kommunikationsdirektor bei McKinsey.
So wurde auch das Publikum prämiert an diesem Abend.