Die Stahlkrise hat sich in den Zahlen des Duisburger Stahlhändlers Klöckner & Co niedergeschlagen. Im Geschäftsjahr 2015 erlöste der Konzern aufgrund niedrigerer Preise und Mengen und trotz positiver Währungseffekte nur 6,4 Milliarden Euro Umsatz, was einem Rückgang von 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brach von 191 Millionen Euro im Vorjahr auf 24 Millionen ein. Wobei hier auch Restrukturierungsaufwendungen von 63 Millionen Euro eingerechnet worden sind.
Unter Berücksichtigung der Mitte Dezember von Klöckner verkündeten Goodwill-Abschreibungen auf das Nordamerika-Geschäft sowie eines Steuerertrags von 50 Millionen Euro ergab sich somit für 2015 ein Konzernverlust von 349 Millionen Euro, nachdem Klöckner 2014 unterm Strich noch 22 Millionen Euro verdient hatte.
„Die vor allem durch die Überproduktion in China auf die Weltstahlmärkte drängenden Mengen an Billigstahl haben auch bei uns deutliche Spuren in der Umsatz- und Ergebnisentwicklung hinterlassen“, sagte Klöckner-Vorstandschef Gisbert Rühl laut Pressemitteilung.
Erhebliche Fortschritte sieht Rühl indes vor allem in der digitalen Transformation des eigenen Unternehmens. So seien auf der Beschaffungsseite bereits mehrere Großhändler und namhafte Stahlproduzenten digital angebunden worden. Darüber hinaus sei Klöckner durch die Kooperation mit dem Berliner Startup Contorion in das Geschäft mit Handwerkern und Privatkunden über das Internet eingestiegen. Und mit dem Maschinenbauer Trumpf kooperiere der Konzern im Rahmen eines Industrie-4.0-Projektes.
Erst kürzlich sei der Stahlhändler darüber hinaus eine Partnerschaft mit einem der weltweit größten Anbieter für Unternehmenssoftware, Sage, eingegangen. Gemeinsam wollen beide Unternehmen, zunächst in Deutschland, eine für Stahl- und Metallverarbeiter konfigurierte ERP-Software (Enterprise Resource Planning) vermarkten.
Das System solle Geschäftsprozesse steuern und automatisiert Online-Bestellungen von Stahl- und Metallprodukten aus dem Klöckner-Sortiment auslösen. „Unser Ziel bleibt ein Online-Umsatzanteil von über 50 Prozent bis zum Jahr 2019“, sagte Rühl.
Weiter vorangekommen sei der MDax-Konzern auch beim Ausbau des Geschäfts mit höherwertigen Produkten und Anarbeitungsdienstleistungen, deren Umsatzanteil in 2015 von 34 auf 39 Prozent gestiegen sei. Zum Anstieg beigetragen habe hier der Einstieg in das Segment der Stahlweiterverarbeitung durch die Übernahme von American Fabricators in den USA.
Damit befinde sich das Unternehmen voll im Plan, bis 2017 einen Umsatzanteil von 45 Prozent mit dem höhermargigen Geschäft zu erzielen. Bis 2020 soll dieser Anteil dann weiter auf mehr als 50 Prozent steigen.
Beim Blick in die Zukunft geht Klöckner zwar von einem Wirtschaftswachstum in den Kernmärkten USA und Europa von 2 bis 3 Prozent aus, rechnet aber aufgrund der Restrukturierungsmaßnahmen – im Konzern als „KCO WIN+“ betitelt – mit einem leicht rückläufigen Umsatz aus.
Das Ebitda 2016 soll Rühl zufolge dennoch deutlich über dem um Restrukturierungsaufwendungen bereinigten Ebitda des Jahres 2015 von 86 Millionen Euro liegen. Eine wesentliche Ergebnisverbesserung gegenüber dem Vorjahr werde allerdings voraussichtlich erst ab dem zweiten Quartal eintreten.
Für KlöCo-Aktionäre dürfte, neben den Zahlen aus Duisburg, auch der stetige Beteiligungsaufbau des Milliardärs Friedhelm Loh am MDax-Konzern von Interesse sein. Loh, der eher zurückgezogen lebt und dessen Name deshalb wohl eher Lesern der Reichstenlisten Deutschlands geläufig ist, hat in den vergangenen Monaten eine kräftige Beteiligung an dem Unternehmen aufgebaut. Mittlerweile hält er nach Angaben eines Klöckner-Sprechers mehr als 25 Prozent der Anteile.
Damit hat der Milliardär Anspruch auf wenigstens einen Platz im Aufsichtsrat des traditionsreichen Stahlhändlers, und zumindest den will er wohl über eine Tochter seiner Unternehmensgruppe Friedhelm Loh Group auch wahrnehmen. Zupasse dürfte Loh dabei kommen, dass bei Klöckner in absehbarer Zeit ohnehin turnusmäßige Wechsel im Kontrollgremium des Konzerns anstehen. Und Loh gilt als eher aktiver Investor.
In Beobachterkreisen wird nun spekuliert, wie weit Milliardär Loh bei Klöckner noch gehen oder sich mit seiner Beteiligung von mehr als 25 Prozent an KlöCo zufrieden geben will. Noch gibt es offiziell dazu weder ein Bekenntnis von Loh, noch äußerte sich Klöckner-Chef Rühl dazu öffentlich. Sollte Loh allerdings auch die 30-Prozent-Marke bei Klöckner überspringen, werden die Anleger wissen, was zumindest kurzfristig auf sie zukommt.
Das Aktienrecht würde Loh dann vorschreiben, den übrigen Anteilseignern ein Übernahmeangebot zu unterbreiten. Und das würde sich zumindest an einem errechneten Vergleichskurs der vergangenen drei Monate orientieren müssen. Eine Zeit, in der allerdings auch Klöckners Aktienkurs unter Druck geraten ist.
Zwar sieht das Minus von 2,9 Prozent auf Sicht der vergangenen drei Monate noch überschaubar aus; der Klöckner-Kurs ist dadurch auf etwa 8,20 Euro gefallen. Doch im Vergleich zum Kurs von vor einem Jahr schlägt schon ein Minus von mehr als 15 Prozent zu Buche und im Fünfjahresvergleich sind es gar minus 63 Prozent. All hat dazu geführt, dass Klöckner durchaus ein Wackelkandidat für den MDax an der deutschen Börse werden könnte.
Am heutigen Tag quittieren die Investoren Jahreszahlen und Beteiligungsfantasien offenbar mit Kursaufschlägen: Nach Bekanntgabe, dass Loh sich bei der Klöckner-Hauptversammlung im Mai in den Aufsichtsrat des Unternehmens wählen lassen möchte, ist der Aktienkurs des Stahlhändlers gestiegen. Er kletterte bis 10.00 Uhr am heutigen 01. März 2016 um 4,5 Prozent auf 8,20 Euro.