Es war nach eigenen Angaben das beste Geschäftshalbjahr, das BMW in seiner bisherigen Unternehmensgeschichte erlebt hat. „Wir haben im zweiten Quartal so viele Fahrzeuge wie noch nie an Kunden ausgeliefert und damit unter dem Strich einen Rekordgewinn erzielt“, sagte der Vorsitzende des Vorstands der BMW AG, Harald Krüger, am 2. August 2016.
Die Anteilseigner des Konzerns wird die Nachricht gefreut haben. Dennoch kaufen sie heute nicht BMW-Aktien zu, sie scheinen das hohe Geschäftsniveau ihres Unternehmens eher zum Verkauf von Positionen genutzt zu haben. So lag der BMW-Aktienkurs am Vormittag des 2. August mit 1,9 Prozent im Minus bei 75,70 Euro.
Das Minus fiel zudem deutlicher aus, als der heutige Rückgang des Gesamtmarkts. Denn zeitgleich verlor der Dax nur 0,45 Prozent auf etwa 10.280 Indexstellen. Marktteilnehmer wollten zudem nicht von Gewinnmitnahmen im engeren Sinne sprechen, da der BMW-Aktienkurs in den vergangenen Monaten nicht zugelegt hatte, trotz Erholungstendenzen.
Auf Sicht von drei Monaten beispielsweise ist noch immer ein Minus von 4,18 Prozent aufgelaufen, in der Einjahresbetrachtung von 15,52 Prozent. Deutlich besser wird es erst in der mittelfristigen Sicht von drei Jahren: Wer seine BMW-Titel seitdem gehalten hat, strich bis heute ein Plus von 5,64 Prozent ein.
Das allerdings ist verglichen mit dem Dax, in dem die BMW-Titel gelistet sind, immer noch wenig. Denn Deutschlands bedeutendstes Aktienbarometer legte in diesen drei Jahren um 22,82 Prozent zu. Grund für die Schwäche aus Anlegersicht könnte ein Nebeneffekt des VW-Abgasskandals sein.
Die Dieselgate-Affäre hat offenbar dem gesamten Automobilsektor aus Investorensicht geschadet. Auch andere Autohersteller wie beispielsweise Daimler stehen an der Börse schlechter da, als es ihre wirtschaftliche Entwicklung in den ersten sechs Monaten des Jahres 2016 vielleicht andernfalls hätte vermuten lassen.
Daimler-Aktionäre beispielsweise sehen ihr Investment auf Einjahressicht derzeit 25,4 Prozent niedriger notiert. Auf Dreijahressicht allerdings ist es auch hier besser: ein Plus von 13,77 Prozent, aber ebenfalls weniger als der Dax in dieser Zeit zulegen konnte.
Exane-BNP-Paribas-Analyst Stuart Pearson warnt auch davor, schnelles Aufholen gegenüber dem Dax-Durchschnitt zu erwarten. Seiner Meinung nach werden die Autoverkäufe im vierten Quartal 2016 generell eher sinken, während der Analystenkonsens noch auf ungebrochenes Wachstum setze.
Die Daten des ersten Halbjahrs von BMW im Einzelnen: In den ersten sechs Monaten des Jahres 2016 seien die Auslieferungen um 5,8 Prozent auf den bisherigen Höchstwert von 1.163.139 Fahrzeuge gestiegen (Vorjahr: 1.099.748 Fahrzeuge).
Der Konzernumsatz habe um 2,3 Prozent auf 45,867 Milliarden Euro zugelegt, das Konzernergebnis vor Steuern (EBT) um 6,5 Prozent auf 5,166 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,851 Milliarden Euro).
„Damit sichern wir uns die Freiräume, um Zukunftstechnologien wie Elektromobilität und automatisiertes Fahren für unsere Kunden immer weiter zu entwickeln“, sagte BMW-AG-Chef Harald Krüger.
Auf dem Weg dazu hat BMW allerdings noch einiges vor sich. Bisher spielen solche Produkte bei den Münchenern nur eine Nebenrolle. Im Juni 2016 beispielsweise habe der Anteil von Elektrofahrzeugen am Verkauf aller BMW-Fahrzeuge in Westeuropa gerade einmal 4 Prozent betragen, gestand BMW ein. Und das offenbar auch nur, weil dabei in manchen Märkten der Staat kräftig mitgeholfen hat.
Nach eigenen Angaben sei der Verkauf von Elektrofahrzeugen bei BMW „in jenen Märkten signifikant höher, die Elektromobilität durch finanzielle Anreize und Infrastrukturmaßnahmen fördern. In den Niederlanden waren 14,9 Prozent aller im Juni verkauften BMW Fahrzeuge BMW i oder BMW iPerformance Modelle. In Skandinavien lag der Anteil bei 13,2 Prozent“, teilte BMW am 2. August 2016 mit.
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