Die Vonovia SE hat nach derzeitigem Stand die Mindestannahmequote ihres freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots an die Aktionäre der Deutsche Wohnen AG nicht erreicht, teilte das Unternehmen am Mittwoch, den 10. Februar, mit.
Demnach wurden dem Immobilienkonzern lediglich rund 30,4 Prozent der Deutsche Wohnen-Aktien angedient, einschließlich bereits gehaltener Aktien sowie Aktien aus wandelbaren Finanzinstrumenten.
Das am 1. Dezember 2015 veröffentlichte Vonovia-Übernahmeangebot gegenüber der Deutsche Wohnen ist damit gescheitert. Denn zum Vollzug der Offerte hatte Vonovia das Erreichen der Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent festgelegt, da diese Quote „für die Realisierung des vollen Synergiepotenzials notwendig“ sei.
„Wir haben den Aktionären der Deutschen Wohnen ein wirtschaftlich attraktives Angebot unterbreitet und hierzu in den vergangenen Wochen viel Unterstützung vom Markt erhalten. Wir stellen heute fest, dass wir nicht die erforderliche Anzahl Aktien für eine erfolgreiche Übernahme angedient bekommen haben“, sagte Vonovia-Chef Rolf Buch in einer Mitteilung.
„Unsere Argumente gegen die Transaktion haben den Markt überzeugt“, ließ sich hingegen Deutsche Wohnen-Chef Michael Zahn in einer Mitteilung zitieren.
Diese Aussagen sind die freundlichen Varianten dessen, was in den vergangenen Wochen zwischen beiden Konzernen im Zuge einer verbissenen Übernahmeschlacht vorgefallen war. Weder wollte die Deutsche Wohnen den Übernahmeversuch durch den Branchenprimus Vonovia hinnehmen, noch Vonovia die feindliche Offerte zurückziehen.
Zunächst hatte Vonovia einige Hebel in Bewegung gesetzt. So senkte Stefan Kirsten, Finanzchef Vonovias, am 26. Januar 2016 nicht nur die Annahmequote für sein Angebot, sondern er verlängerte auch die Frist für die Annahme bis zum 9. Februar 2016 – beides auch mit dem Hinweis, dass die Besitzer der Wandelanleihen ihre künftigen Aktien der Deutsche Wohnen wohl der Vonovia an einem für sie möglichen Zeitpunkt verkaufen würden. Und dass schon deshalb die angestrebte Mehrheit beim Konkurrenten Deutsche Wohnen trotz reduzierter Annahmequote in Reichweite bliebe.
In Reaktion darauf erwog das Management der Deutsche Wohnen, Besitzer von Wandelschuldverschreibungen des Berliner Unternehmens mit Bargeld abzufinden, anstatt ihre Wertpapiere in Aktien der Deutsche Wohnen zu wandeln. So hätten die Besitzer der Wandelanleihen in ein paar Tagen keine Aktien der Deutsche Wohnen AG mehr in ihren Depots gehabt, die sie an Vonovia hätten verkaufen könnten. Und auf die Anzahl genau dieser Titel schien Branchenprimus Vonovia beim Übernahmeversuch angewiesen zu sein.
Am Ende hat die Abwehrstrategie der Deutsche Wohnen bei den Aktionären offenbar die gezielte Wirkung gezeigt. Somit bleibt diese Episode zwischen Vonovia und Deutsche Wohnen der wohl einzige Übernahmeversuch der jüngeren deutschen Wirtschaftsgeschichte, der bis zum Ende feindlich blieb. Und damit auch der einzige feindliche Übernahmeversuch zwischen zwei großen deutschen Unternehmen, der am Ende scheiterte.
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