„Das Jahr 2016 hat stärker als erwartet begonnen“, sagte HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele in einer Mitteilung zu den Quartalszahlen des größten deutschen Baustoffkonzerns. Entsprechend hebe das im Dax gelistete Unternehmen die Ergebnisprognose für das laufende Jahr "von einem moderaten auf einen moderaten bis deutlichen Anstieg an. “
An der Börse kommt dies gut an. Am späten Vormittag des 4. Mai 2016 gewannen die Aktien nach Bekanntgabe der Zahlen um mehr als 3 Prozent. Bei einem Aktienkurs von 79,60 Euro wird der Konzern so mit rund 14,67 Milliarden Euro bewertet.
Im Mittelpunkt des Interesses stand dabei weniger das Wachstum. Der Konzernumsatz blieb im ersten Quartal 2016 nahezu stabil bei 2,832 Milliarden Euro, ein Zuwachs von 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Im Mittelpunkt standen vielmehr die Margenverbesserungen. Sie führten dazu, dass HeidelbergCement das operative Ergebnis vor Abschreibungen um 7,2 Prozent auf 321 Millionen Euro sowie das operative Ergebnis um 19,9 Prozent auf 138 Millionen Euro steigerte.
„Das erste Quartal 2016 war operativ das Beste seit der Finanzkrise und hat damit den positiven Trend des Vorjahres fortgesetzt“, sagt Vorstandschef Scheifele. Maßgeblich dazu habe die Erholung in reifen Märkten, also Europa und Nordamerika, und eine Verbesserung der Nachfrage in Asien-Pazifik, insbesondere in Indonesien.
Weltweit stieg der Zement- und Klinkerabsatz des Konzerns im ersten Jahresviertel um 4,5 Prozent auf 17,6 Millionen Tonnen. Die Zuschlagstofflieferungen, beispielsweise Bindemittel und Füllstoffe, verzeichneten konzernweit mit 49,3 Millionen Tonnen ein Plus von 6,5 Prozent. Die Menge an Transportbeton, der in stationären Betonmischanlagen zentral hergestellt und mit Betonmischfahrzeugen ausgeliefert wird, nahmen leicht um 1,3 Prozent auf acht Millionen Kubikmeter zu. Der Asphaltabsatz sank hingegen um 11,9 Prozent auf 1,4 Millionen Tonnen.
„Wir blicken zuversichtlich auf das Jahr 2016“, sagte Scheifele fort. So kann beispielsweise die Übernahme des italienischen Konkurrenten Italcementi voraussichtlich wie geplant Mitte des Jahres unter Dach und Fach gebracht werden. Eine Entscheidung der Kartellbehörden in der Europäischen Union und in den USA werde für Ende Mai oder Anfang Juni erwartet.
Damit versucht HeidelbergCement die Nummer zwei der Branche der Vorlage des Branchenprimus Lafarge nachzueifern: Mitte Juli 2015 hatte sich Frankreichs Lafarge mit der Schweizer Holcim zum größten Betonmischer der Welt zusammengetan. Jetzt schafft HeidelbergCement einen kleinen Konter.
HeidelbergCement hat Ende Juli 2015 bereits 45 Prozent des italienischen Wettbewerbers Italcementi von deren Mutterkonzern Italmobiliare erworben. Zusammen soll der neu geschmiedete Konzern nach der Übernahme bis zum Jahr 2019 auf einen jährlichen Umsatz von 20 Milliarden Euro kommen – bislang hatte HeidelbergCement allein 17 Milliarden Euro prognostiziert.
Das operative Ebitda, also das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, werde dann bei fünf Milliarden statt bislang vier Milliarden Euro liegen. Und das Management des deutschen Unternehmens erhofft sich noch mehr.
HeidelbergCement werde nicht nur zur Nummer zwei im Bereich Zement aufsteigen, sondern bei Baustoffen wie Sand, Kies und Schotter LafargeHolcim überholen und an die Spitzenposition aufrücken – und das selbst dann, wenn HeidelbergCement nach dem Zukauf ein Werk in Belgien und zwei US-Fabriken in Virginia und Indiana auf Druck der Kartellwächter wohl werde abgeben müssen.
Noch ist die Entscheidung darüber aber nicht gefallen. Klar ist nur dass der Zusammenschluss wohl Arbeitsplätze kosten wird. In Italien wollen die Heidelberger laut Mitteilung rund 400 Stellen abbauen. 170 Mitarbeitern, vor allem aus der Verwaltung, soll eine neue Stelle im Konzern angeboten werden, die meisten davon könnten nach Angaben eines Sprechers nach Heidelberg kommen. Zwischen 230 und 260 Arbeitsplätze in Italien sollen abgebaut werden, nach Angaben des Unternehmens "so sozialverträglich wie möglich". In Italien verringert sich die Mitarbeiterzahl von Italcementi von 2500 auf rund 2100. Die Maßnahmen sollen voraussichtlich bis 2020 abgeschlossen sein. Insgesamt beschäftigte HeidelbergCement Ende des ersten Quartals 45.979 Mitarbeiter.