Die US-Wettbewerbsbehörde FTC hat den Weg frei gemacht: HeidelbergCement darf seinen Konkurrenten Italcementi übernehmen. „Alle für den Abschluss der Übernahme von Italcementi notwendigen Freigaben der Wettbewerbsbehörden liegen jetzt vor“, sagte HeidelbergCement-Sprecher Andreas Schaller am 19. Juni 2016. Deutschlands größter Zementhersteller zahlt für Italiens Nummer eins nun 3,7 Milliarden Euro.
Die FTC war die letzte nationale Wettbewerbsbehörde, die den geplanten Zusammenschluss des deutschen und italienischen Baustoffkonzerns genehmigen musste. Beide erkauften sich den Segen der US-Behörde mit einigem Entgegenkommen.
HeidelbergCement verkauft dazu Fabriken in den USA, um dort künftig etwas weniger Marktmacht zu haben. Dazu zählt insbesondere ein Zementwerk in Martinsburg, West Virginia, das bisher Italcementi gehört hat, sowie bis zu elf Zementterminals. „Wir sind jetzt auf einem guten Weg, um den Erwerb des 45-Prozent-Anteils an Italcementi abzuschließen“, sagte Bernd Scheifele, Vorstandsvorsitzender von HeidelbergCement.
Dieser 45-Prozent-Kauf ist die Basis für die vollständige Übernahme von Italcementi, die in zwei Schritten ablaufen soll: Zunächst kauft HeidelbergCement dem Italcementi-Großaktionär Italmobiliare eine Kontrollbeteiligung an Italcementi in Höhe eben dieser 45 Prozent aller Italcementi-Aktien ab.
Anschließend will HeidelbergCement den verbleibenden Aktionären ein öffentliches Pflichtangebot zur Übernahme ihrer Aktien gegen Barzahlung unterbreiten. Der gesamte Deal soll im zweiten Halbjahr 2016 abgeschlossen sein – gut ein Jahr nach Ankündigung des Übernahmeversuchs im Sommer 2015.
Italmobiliare ist durch das Geschäft allerdings nicht raus aus dem neuen Unternehmen, im Gegenteil. HeidelbergCement bezahlt die Italiener nur zur Hälfte in bar. Die andere Hälfte erhält die Finanzholding aus Mailand in HeidelbergCement-Aktien, so dass sie zum wichtigen Aktionär des Dax-Konzerns aufsteigt.
Italiens Millionärsfamilie Pesenti hat in der Holding Italmobiliare einen Teil ihres Vermögens gebündelt. Italcementi selbst hat seinen Sitz in Bergamo.
Mit der Übernahme dürfte Italcementi zu einer der größeren Management-Aufgaben von HeidelbergCement werden. Denn das Geschäft der Italiener läuft nicht richtig rund. Seit dem Jahr 2012 macht der Konzern unter dem Strich Verlust. Die Kurpfälzer hatten dann auch im April 2016 angekündigt, etwa 400 der aktuell 2500 Arbeitsplätze in Italien streichen zu wollen.
Zusammen soll der neu geschmiedete Konzern bis zum Jahr 2019 auf einen jährlichen Umsatz von 20 Milliarden Euro kommen; bislang hatte HeidelbergCement allein 17 Milliarden Euro prognostiziert. Das operative Ebitda werde dann überdies bei fünf Milliarden statt bislang vier Milliarden Euro liegen – so jedenfalls die Prognose des Dax-Konzerns, der damit bei seinen Aktionären für den Deal geworben hatte.
Zur Nummer eins auf dem globalen Zementmarkt wird HeidelbergCement damit allerdings bei weitem nicht. Der Abstand zum ebenfalls fusionierten Branchenstar LafargeHolcim bleibt auch nach dem kleinen Konter der Deutschen gewaltig, selbst wenn durch Italcementi auch womöglich wachstumsstarke Märkte in Nordafrika, Indien, Kasachstan und Thailand erschlossen werden sollten. Denn Lafarge und Holcim kamen zusammen schon im Jahr 2015 auf rund 30 Milliarden Euro Umsatz.