Die Stada Arzneimittel AG hat beschlossen, ihren Aufsichtsrat schon 2016, also zwei Jahre früher als geplant, neu zu besetzen. Vor diesem Hintergrund hat der der im MDax notierte Pharmakonzern seine diesjährige Hauptversammlung auf den 26. August zu verschoben. Ursprünglich hätte sie am 9. Juni stattfinden sollen.
Die gewonnene Zeit will der Pharmakonzern nun nutzen, um mindestens drei Kandidaten für die neu zu besetzenden Stellen auszuwählen. Als Begründung nannte Stada-Aufsichtsratschef Martin Abend, dass der Konzern sich in den vergangenen Jahren erfolgreich internationalisiert und diversifiziert habe. „Dieser Entwicklung wollen wir Rechnung tragen.“
Faktisch ist die Verschiebung der Hauptversammlung und die angekündigte Neubesetzung des Aufsichtsrats jedoch eine Reaktion auf eine am 9. Mai veröffentlichte Stellungnahme der Active Ownership Capital GmbH (AOC). AOC hält derzeit rund 5 Prozent Aktienanteil an Stada, ebenso wie die Beteiligungsgesellschaften BNY Mellon und die Deutsche Asset Management Investment GmbH, eine Tochter der Fondsgesellschaft DWS.
Bei der AOC handelt es sich um eine Beteiligungsgesellschaft, die eigenen Angaben zufolge im deutschsprachigen Raum und Skandinavien „signifikante“ Anteile an mittelständischen und börsennotierten Unternehmen erwirbt, um anschließend „langfristig und konstruktiv“ auf „operative, strategische und strukturelle“ Verbesserungen bei diesen Beteiligungen einzuwirken.
Für Stada nennt AOC vor allem eine Baustelle: Das Unternehmen habe sich „von einem in Deutschland tätigen Generikahersteller, dessen Kunden hauptsächlich aus deutschen Apotheken bestanden, zu einem global agierenden Pharmaunternehmen mit einer internationalen Kundschaft entwickelt, ohne dabei die Kompetenzen im Aufsichtsrat entsprechend anzupassen.“
Hier setzte die Beteiligungsgesellschaft mit ihrer Forderung an, zur ursprünglich für den 9. Juni terminierten Hautpversammlung fünf der neun Aufsichtsratsposten neu zu besetzen. Wobei es sich der Stellungnahme von AOC zufolge um den Gründungspartner von Active Ownership Capital, Klaus Röhrig, sowie vier unabhängige Kandidaten handeln sollte. Namentlich:
Sie sollten fünf bisherige Aufsichtsräte ersetzen, bei denen es sich im Wesentlichen um Apotheker, einen Arzt sowie den Aufsichtsratsvorsitzenden, den Rechtsanwalt Martin Abend, handelt. Hintergrund dieser Zusammensetzung ist, dass Stada einst als Apothekergenossenschaft gegründet worden war und diese 1970 bei der Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft zunächst auch die einzigen Aktionäre waren.
Die Reaktion von Vorstandschef Hartmut Retzlaff und Aufsichtsratschef Martin Abend ist indes bemerkenswert. „Nach intensiven Gesprächen mit zahlreichen Investoren wissen wir, dass Sie, verehrte Aktionärinnen und Aktionäre, frühere Neubesetzungen im Aufsichtsrat begrüßen würden“, heißt es in ihrer Stellungnahme.
Doch statt die Forderungen von AOC durchzuwinken, geht Stada in die Offensive. „Der Aufsichtsrat bildet mit sofortiger Wirkung einen Nominierungsausschuss, um bereits zur Hauptversammlung 2016 mindestens drei neue Aufsichtsräte vorschlagen zu können“, so die Stellungnahme vom 22. Mai 2016. Personell werde das bestehende Nominierungskomitee erweitert und der Ausschuss durch externe Experten unterstützt.
Bei der Auswahl werde besonderer Wert auf die „persönliche Unabhängigkeit“ der Kandidaten gelegt. Darüber hinaus auf „Sachkenntnisse im Generika- und Markenproduktbereich sowie in Finanz-, Rechnungslegungs- und Rechtsfragen“. Außerdem solle die Zielsetzung des „Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft“ berücksichtigt werden.
Das Ergebnis dieser Suche will Stada nun zusammen mit der Einladung für die verschobene Hauptversammlung vorstellen. In wie weit die von AOC vorgeschlagenen Experten diesem Anforderungsprofil entsprechen, bleibt offen.
Zur neu angesetzten Hauptversammlung am 26. August werden wohl aber vor allem diese Personalien für Diskussionen sorgen.
Denn wirtschaftlich lief es zuletzt rund für den Pharmakonzern. Der Erlös stieg im Geschäftsjahr 2015 um 3 Prozent auf 2,115 Milliarden Euro. Das ausgewiesene operative Ergebnis stieg im Vorjahresvergleich um 19 Prozent auf 223,7 Millionen Euro, bereinigt um im Jahresvergleich verzerrende Einflüsse aus einmaligen Sondereffekten um 12 Prozent auf 283,8 Millionen Euro.
Auch eine Dividendenerhöhung steht an. 70 Cent pro Aktie will Stada in diesem Jahr ausschütten, nach 66 Cent im Jahr zuvor.