Der Streit zwischen der Stada-Führung und dem Investor Active Ownership Capital (AOC) ist durch die jüngst veröffentlichte Tagesordnung zur Hauptversammlung am 26. August 2016 weiter angefacht worden. Hintergrund ist unter anderem die vier Kandidaten umfassende Liste für die Umbesetzung des Aufsichtsrats des Bad Vilbinger Generikaherstellers.
Bislang besteht der Aufsichtsrat aus vier Apothekern, einem Arzt und einem Rechtsanwalt. Für die Neubesetzung hatte AOC vier eigene, international erfahrene Branchenkenner sowie AOC-Gründungspartner Klaus Röhrig vorgeschlagen.
Keiner dieser Kandidaten schaffte es allerdings auf die am 20. Juli 2016 veröffentlichte Liste des Stada-Nominierungsausschusses.
Eine Stellungnahme dazu hat Stada nun mit einem Tag Verzögerung nachgereicht. „In den vergangenen Tagen wurde in verschiedenen Medienberichten über STADA berichtet, dass (…) STADA von AOC eine Liste mit Kandidaten für die Neuwahl des Aufsichtsrats zugestellt worden sei, die von AOC und anderen Investoren vorgeschlagen werden sollten“, heißt es dort. Die Behauptung, Stada sei „eine neue Liste von Kandidatinnen und Kandidaten von AOC und anderen Investoren für die Neuwahl in den Aufsichtsrat mitgeteilt worden, ist falsch“. AOC habe lediglich „medial eine eigene Kandidatenliste angekündigt“. Erhalten habe Stada diese nie. Der Nominierungsausschuss habe dennoch alle fünf ursprünglich von AOC vorgeschlagenen Kandidaten in den Auswahlprozess einbezogen.
Wie wenig begeistert die aktivistischen Investoren mit dieser Entwicklung sind, hatte AOC-Gründungspartner Florian Schuhbauer schon frühzeitig in Medienstatements deutlich gemacht. „Wir erwarten, dass Stada die von den Aktionären ausgewählten Kandidaten zur Wahl vorschlägt“, hatte er der Nachrichtenagentur Reuters zufolge beispielsweise bereits vor drei Wochen gefordert. Dies, so der Aktivist, entspräche dem schwedischen Modell, wo die größten Aktionäre die Gremiums-Mitglieder vorschlagen.
Die Haltung Stadas bei der Aufsichtsratsneubesetzung dürfte auf der Hauptversammlung somit eines von zahlreichen Themen sein, die für lange und hitzige Diskussionen führen werden. Neben den Bekannten Punkten wie der Aufsichtsratsbesetzung, der Vorstandsvergütung, der Abschaffung der nicht ohne Stimmung des Unternehmens veräußerbaren vinkulierten Aktien und der Wahl der Wirtschaftsprüfer, wird nun wohl noch ein weiteres Thema Eingang finden.
Anders als bei den anderen, geht es dabei um konkrete Eingriffe in die strategische Unternehmensführung. Und auch dieses Thema wird offenbar von AOC vorangetrieben. Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge, die „eingeweihte Personen“ zitiert, stellen die Aktivisten Stadas Geschäft mit Nachahmermedikamenten auf Biotechbasis in Frage. Darüber hinaus nennt AOC der Zeitung zufolge Sparziele von rund 100 Millionen Euro jährlich in der Verwaltung, dem Einkauf sowie durch Eingliederung von bisher ausgelagerter Produktion.
AOC erhöht mit solchen Forderungen auch die eigene Fallhöhe. Vermutlich nicht ohne Grund. Denn Medienberichten zufolge sollen sich längst zahlreiche andere Investoren und Aktivisten auf die Seite des größten Stada-Aktionärs geschlagen haben.
Auch hier sieht sich Stada inzwischen zu einem Statement genötigt. So greift der MDax-Konzern eben jene Presseberichte darüber auf, dass „der Investor AOC bis zu 30 Prozent der Stimmrechte an der STADA Arzneimittel AG hinter sich versammelt habe“. In der Stellungnahme schreibt Stada: „Stimmrechte, die über den der Gesellschaft zum 01. April 2016 gemeldeten, AOC zuzurechnenden Stimmrechtsanteil von 5,05% (inklusive Finanzinstrumente: 6,98%) hinausgehen, wurden STADA weder vom Investor angezeigt noch über andere mitgeteilt.“ Transparenz über die angeblichen zusätzlichen Stimmrechtsanteile, die der Investor hinter sich versammelt habe, sei Stada auch auf mehrmaliges Verlangen hin nicht gewährt worden. Die Stada-Führung behält sich demnach vor, eine mögliche Verletzung gesetzlicher Stimmrechtsmitteilungspflichten zum „Gegenstand von Prüfungen“ zu machen.
Dass AOC mit seinen Forderungen nicht allein dasteht, dürfte allerdings auch der Stada-Führung nicht entgangenen sein. So hatte sich bereits Ende Juni der aktivistische US-Investor Guy Wyser-Pratte in einem Handelsblatt-Interview gesagt: „Wir haben in den vergangenen Monaten einen Aktienbestand aufgebaut, noch liegen wir unter drei Prozent bei Stada.“ In dem Interview kritisierte der Investor die zu zaghafte Internationalisirerungsstrategie des MDax-Konzerns. „Da wurden Chancen verpasst“, so Wyser-Pratte gegenüber dem Handelsblatt.
Daneben gelten auch Stada-Investoren wie die Allianz oder Lupus Alpha als Unterstützer von AOC.
Zuletzt hat sich auch die Frankfurter Shareholder Value Management AG (SVM) in die Riege der Aktivisten eingereiht. SVM-Vorstand Frank Fischer hat der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge kürzlich auf einer Veranstaltung angekündigt, die Stada-Hauptversammlung werde „sehr spannend“.