Der Pharmakonzern Stada hat sich im Vorfeld der Hauptversammlung nun auch einer weiteren Forderungen des kritischen Großaktionärs Active Ownership Capital (AOC) gebeugt. So stimmen die Anteilseigner der Tagesordnung zufolge am 26. August auch über die „Aufhebung der Vinkulierung der Namensaktien“ der Stada Arzneimittel AG ab.
Diese Aktien, die nur mit Zustimmung der Kapitalgesellschaft übertragen werden dürfen, sind ein Relikt aus der Anfangszeit Stadas. Sie wurden im Zuge der Umwandlung der einstigen Genossenschaft im Jahre 1970 in eine Aktiengesellschaft nur an Apotheker ausgegeben, auch um eine Übernahme zu verhindern. Trotz des Wandels Stadas von der Genossenschaft (Standardarzneimittel Deutscher Apotheker) zum international tätigen Generikakonzern blieben die vinkulierten Namensaktien erhalten.
Dies dürfte nach der Hauptversammlung Geschichte sein. Womit sich AOC offenbar ebenso gegen die Konzernführung durchgesetzt hat wie mit der Forderung nach der Bestellung neuer Konzernabschlussprüfer, die allerdings erst für das Geschäftsjahr 2017 erfolgen soll. „Für die Hauptversammlung im nächsten Jahr hat sich der Aufsichtsrat zum Ziel gesetzt, neue Abschlussprüfer vorzuschlagen“, heißt es dazu in der Einladung zur Hauptversammlung.
Ein weiterer Punkt, der auf der Hauptversammlung Raum einnehmen wird, ist die Abstimmung über ein neues Vergütungssystem. Die mittleren zweistelligen Millionenbeträge, die das Unternehmen für ihren ehemaligen Vorstandschef Hartmut Retzlaff in den vergangenen Jahren aufgrund der internen Pensionsregelungen zurücklegen musste, dürften dann ebenfalls der Vergangenheit angehören. Retzlaff war Anfang Juni 2016 überraschend aus „Gründen einer schweren, voraussichtlich länger andauernden Krankheit“ aus der Geschäftsführung ausgeschieden.
Die wohl wichtigste AOC-Forderung bleibt indes die Neubesetzung des Aufsichtsrats. So ging die Verschiebung der Hauptversammlung und die angekündigte Neubesetzung des Aufsichtsrats auf die am 9. Mai veröffentlichte Stellungnahme der Beteiligungsgesellschaft zurück, die dabei wie üblich vorging. Sie erwirbt eigenen Angaben zufolge im deutschsprachigen Raum und Skandinavien „signifikante Anteile an mittelständischen und börsennotierten Unternehmen“, um anschließend „langfristig und konstruktiv“ auf „operative, strategische und strukturelle“ Verbesserungen bei diesen Beteiligungen einzuwirken.
AOC hält derzeit rund 5 Prozent Aktienanteil an Stada, ebenso wie die Beteiligungsgesellschaften BNY Mellon und die Deutsche Asset Management Investment GmbH, eine Tochter der Fondsgesellschaft DWS.
Aufgrund der Forderungen von AOC hatte Stada angekündigt, „zur Hauptversammlung 2016 mindestens drei neue Aufsichtsräte“ vorzuschlagen. Der Tagesordnung zufolge hat der Nominierungsausschuss sich nun für vier Kandidaten entschieden, die in das sechsköpfige Gremium gewählt werden sollen:
Zumindest hier hat sich das Pharmaunternehmen nicht vollkommen dem aktivistischen Investor unterworfen. Die fünf eigenen Kandidatenvorschläge von AOC wurden vom Stada-Nominierungsausschuss nicht berücksichtigt. AOC teilte mit, man begrüße, dass die jetzt vorliegende Tagesordnung einige wesentliche Punkte zur Verbesserung der Corporate Governance von Stada aufgreife. Der Investor behält sich allerdings vor, die Tagesordnung um weitere Punkte zu ergänzen.
Stada-Aktionäre dürfen sich indes schon jetzt freuen. Denn der Druck auf die Stada-Führung und Spekulationen um eine mögliche Übernahme des Unternehmens spiegeln sich im Aktienkurs wider. Der MDax-Titel notiert aktuell nahe des bisherigen Allzeithochs aus dem Jahr 2007. Der Konzern wird derzeit an der Börse mit rund 2,9 Milliarden Euro bewertet.