Jetzt sind die Kuka-Aktionäre am Zug: Verkaufen sie ihre Anteilsscheine und damit den Augsburger Roboterhersteller an das chinesische Unternehmen Midea oder nicht? Midea jedenfalls hat die Weichen dafür gestellt. Chinas größter Haushaltsgerätehersteller hat am Donnerstag, 16. Juni 2016, offiziell ein Übernahmeangebot für Kuka abgegeben.
Midea bietet den Kuka-Aktionären 115 Euro je Kuka-Titel. Der aktuelle Aktienkurs von Kuka lag am Vormittag des 16. Juni 2016 bei 106,95 Euro. Das sind rund 20 Prozent mehr als vor der Übernahmespekulation durch Midea vor drei Monaten.
Die Kuka-Aktionäre haben nun bis zum 15. Juli 2016 Zeit, sich für oder gegen die Annahme des Kaufangebots ihrer Kuka-Anteilsscheine zu entscheiden. Midea hält bereits 10,2 Prozent der Kuka-Anteile. Sollten knapp 20 Prozent der bisherigen Aktionäre der Kaufofferte zustimmen, wäre das Kaufangebot für Midea unabhängig vom weiteren Kursverlauf der Kuka-Aktie verpflichtend.
Mit der Verkündung der Offerte, die den Robotikkonzern mit rund 4,5 Milliarden Euro bewertet, wird offiziell, was wochenlang umstritten war. Denn das Kaufangebot für Kuka wurde nach ersten Spekulationen zum Symbol für den empfundenen Ausverkauf deutscher Technologie an chinesische Aufkäufer.
Der Name des Augsburger Roboterherstellers Kuka tauchte in einer Liste mittelständischer hiesiger Konzerne wie beispielsweise Putzmeister, Schwing oder Kiekert auf, die in ihren Branchen zur technologischen Weltspitze zählen; und in der Vergangenheit wohl auch deshalb zum Ziel chinesischer Käufer geworden sind.
Die mögliche chinesische Investition in Kuka bestätigte somit anscheinend eine Untersuchung der Technischen Universität München, wonach chinesische Investoren hierzulande vor allem ein Auge auf den deutschen Mittelstand geworfen haben. Kleinere Technologieführer hätten es ihnen besonders angetan. Unternehmen also, die oft als „Hidden Champions“ bezeichnet werden.
Das Beratungshaus EY hat dann auch ermittelt, dass China etwa im Jahr 2014 immerhin 38 Prozent seiner Investitionen in Europa auf Deutschland konzentriert habe.
Selbst der Besuch der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in China im Juni 2016 bekam plötzlich eine industriepolitische Dimension. In ihren Gesprächen mit Chinas Ministerpräsident Li Keqiang etwa sei es auch um den Umgang mit deutschen Investoren in China gegangen. Das Thema Kuka dagegen sei „nicht direkt“ angesprochen worden, sagte Merkel auf einer Pressekonferenz nach dem Gespräch mit Chinas Ministerpräsident am 12. Juni 2016.
Zuvor war Deutschlands Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auf Distanz zu dem chinesischen Übernahmeangebot für Kuka gegangen. „Minister Sigmar Gabriel würde es begrüßen, wenn es eine deutsche oder europäische Alternative aus der Wirtschaft selbst heraus gäbe und die Eigentümer sich dann entscheiden könnten, welches Angebot das bessere für das Unternehmen oder den Wirtschaftsstandort Deutschland ist“, sagte eine Sprecherin noch nach dem China-Besuch der Kanzlerin.
Midea selbst hatte zwischenzeitlich für sein Übernahmeangebot geworben. „Wir haben ein attraktives Angebot gemacht“, sagte Midea-Vizechef Andy Gu dem Handelsblatt. Gu zeigte sich überrascht, dass der Vorstoß der Chinesen auf so großen Widerstand stößt.
„Unser Engagement bei Kuka ist für uns kein politisches Thema, sondern ein wirtschaftliches“, sagte Gu. „Wir sind ein Privatunternehmen. Für uns zählt nicht, was die chinesische Regierung fordert“, sagte der Midea-Manager dem Handelsblatt weiter.
Dennoch: Vielleicht auch wegen des politischen Gegenwinds plant Midea nun nicht die Mehrheitsübernahme bei Kuka. Das chinesische Unternehmen bestätigte am 16. Juni 2016, weder einen Beherrschungsvertrag noch einen anderen Unternehmensvertrag mit Kuka schließen zu wollen. Midea begrüße vielmehr „eine breit diversifizierte Aktionärsbasis mit hohem Streubesitz".
Zu den bisherigen Großaktionären von Kuka zählt auch der deutsche Konzern Voith; die Schwaben halten 25,1 Prozent der Kuka-Aktien. 10 Prozent von Kuka besitzt zudem die Swoctem GmbH des Unternehmers und Milliardärs Friedhelm Loh. Midea selbst hält bereits seit Längerem 10,2 Prozent der Kuka-Aktien.
Wie sich die deutschen Kuka-Großaktionäre nun verhalten werden, ist noch nicht bekannt.