Es war erst ein zähes Ringen um Kuka, den Augsburger Roboterhersteller: Chinesische Investoren wollten ihn übernehmen, plötzlich positionierten sich wichtige deutsche Politiker wie Wirtschaftsminister und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (SPD) dagegen. Nun wird Kuka dennoch chinesisch – und Anleger werden den Namen Kuka schon schnell nicht mehr in den hiesigen Börsenindizes finden.
Der chinesischen Aufkäufer Midea hatte den Kuka-Aktionären offenbar ein so gutes Kaufangebot unterbreitet, dass nach Ablauf der Nachfrist für Kuka-Aktionäre stolze 94,55 Prozent aller Kuka-Aktien in der Hand von Midea liegen. Allein seit Mitte Juni verkauften die Aktionäre von Kuka insgesamt 81,04 Prozent der Anteile, wie Midea am 8. August 2016 mitteilte.
Der chinesische Konzern bot 115 Euro pro Aktie und bewertet den deutschen Roboterbauer so mit 4,6 Milliarden Euro. Die Übernahme stehe noch unter dem Vorbehalt regulatorischer Genehmigungen, erklärte Midea am heutigen 8. August 2016.
Dass Midea nun 94,55 Prozent der Kuka-Aktien besitzt, hat sofort Folgen für die Indexzugehörigkeit des deutschen Roboterherstellers.
Nach den Regeln der Deutschen Börse muss ein Unternehmen praktisch sofort seine einst zugesprochene Indexzugehörigkeit aufgeben, wenn dessen Streubesitzanteil unter 10 Prozent aller Aktien des betroffenen Unternehmens fällt. Und genau das ist jetzt bei Kuka der Fall.
Die Deutsche Börse wird den Namen Kuka deshalb binnen zwei Tagen aus allen Indizes löschen, in die Kuka einst aufgenommen worden ist – beispielsweise in den deutschen MDax, das Börsensegment für die mittelgroßen hiesigen börsennotierten Aktiengesellschaften.
Kuka-Anleger, die schon länger die Titel des Augsburger Unternehmens halten, werden das verkraften können. Auf Einjahressicht haben sich ihre Kuka-Aktien um 36,31 Prozent verteuert. Auf Sicht von drei Jahren sogar um 214,53 Prozent. Das ist nahezu das Fünffache dessen, um das sich in der gleichen Zeit der MDax verbessert hat.
Das Börsenbarometer, in dem die Titel des Roboterherstellers lange gelistet waren, legte in den vergangenen drei Jahren um 44,75 Prozent zu.
Mit dem Ausscheiden aus dem deutschen Börsenindex MDax wird offiziell, was wochenlang umstritten war. Denn das Kaufangebot für Kuka wurde nach ersten Spekulationen zum Symbol für den empfundenen Ausverkauf deutscher Technologie an chinesische Aufkäufer.
Der Name des Augsburger Roboterherstellers Kuka tauchte so in einer Liste mittelständischer hiesiger Konzerne wie beispielsweise Putzmeister, Schwing oder Kiekert auf, die in ihren Branchen zur technologischen Weltspitze zählen; und in der Vergangenheit wohl auch deshalb zum Ziel chinesischer Käufer geworden sind.
„Minister Sigmar Gabriel würde es begrüßen, wenn es eine deutsche oder europäische Alternative aus der Wirtschaft selbst heraus gäbe und die Eigentümer sich dann entscheiden könnten, welches Angebot das bessere für das Unternehmen oder den Wirtschaftsstandort Deutschland ist“, sagte eine Sprecherin des deutschen Wirtschaftsminister im Juni 2016.
Vielleicht auch wegen des politischen Gegenwinds plante Midea dann nicht die Mehrheitsübernahme von Kuka. Das chinesische Unternehmen bestätigte am 16. Juni 2016, weder einen Beherrschungsvertrag noch einen anderen Unternehmensvertrag mit Kuka schließen zu wollen. Midea begrüße vielmehr „eine breit diversifizierte Aktionärsbasis mit hohem Streubesitz“.
Genau an dem fehlt es Kuka allerdings nun, um in den Indizes der Deutschen Börse verbleiben zu dürfen.