Das war ein Schlag ins Kontor. Eon-Chef Johannes Teyssen hat den Aktionären des Unternehmens am 10. August 2016 einen drohenden Milliardenverlust mitteilen müssen. Der stammt dann auch noch aus jenen Altlasten, von denen man sich doch getrennt zu haben glaubte – dem mittlerweile ungeliebten Geschäft der konventionellen Stromerzeugung. Entsprechend pikiert reagierten die Anleger.
Der Kurs der Eon-Aktie sackte am Tag der schlechten Nachricht um nahezu 6 Prozent nach unten, am Vormittag des heutigen 11. August 2016 geben die Eon-Titel einen weiteren Prozentpunkt auf nunmehr 8,62 Euro nach. Damit ist nicht nur die jüngste, leichte Erholung der Papiere wieder verloren. Mit Blick auf ein Jahr leuchtet von den Anzeigentafeln nun ein Minus des Eon-Aktienkurses von 27,61 Prozent, in der Dreijahresperiode sind es 29 Prozent.
Die Eon-Aktionäre waren vielleicht auch deshalb so auf dem falschen Fuß erwischt worden, weil Eon-Chef Teyssen in den vergangenen Monaten eindringlich die Werbetrommel für seinen Sanierungskurs des Unternehmens gerührt hatte; dazu wurde das kriselnde Geschäft mit Kohle- und Gaskraftwerken in die neu gegründete Unternehmung Uniper ausgelagert, die im September 2016 an die Börse gebracht werden soll.
In einem Brief an die Aktionäre beschwor Teyssen deshalb den „Aufbruch von Eon in die neue Energiewelt“, schließlich konzentriere sich der Konzern dann auf das Geschäft mit Ökostrom, Strom- und Gasnetzen – lukrativ selbst dann, wenn die Altlasten der Eon-Atommeiler bei Eon bleiben. „Damit befindet sich eine der anspruchvollsten Transaktionen der europäischen Wirtschaftsgeschichte auf der Zielgeraden“, sagte der Eon-Chef seinen Anteilseignern.
Das scheint nun aber zum Missfallen der Aktionäre nicht ganz so schnell zu gehen, wie in Teyssens Werbebotschaft durchschimmerte: Er hat den Wert der Kohlekraftwerke und Gasspeicher der Tochter Uniper jetzt um mehrere Milliarden Euro nach unten korrigieren lassen müssen.
„Unsere Bilanz ist durch die Finanzierung des Atomausstiegs, die erwartete Neubewertung unseres Uniper-Anteils und das internationale Zinsniveau angespannt“, räumte Teyssen dann auch am 10. August 2016 ein. Beobachter argwöhnen, dass der Eon-Chef diese Entwicklung schon kurz nach dem Werbeschreiben für den Eon/Uniper-Deal an die Aktionäre hätte ahnen können.
Ihre Kritik: Eon habe die Abspaltung Uniper noch im Frühjahr 2016 mit 15,5 Milliarden Euro beziffert. Analysten hielten schon damals nur noch gut 5 Milliarden Euro für realistisch. Jetzt hat Eon-Finanzchef Michael Sen reagiert und den Wert zumindest auf etwa 12 Milliarden Euro zurückgenommen – insbesondere infolge Wertberichtigungen für Kraftwerke und Gasspeicher. Hinzu kämen Rückstellungen für drohende Verluste bei Uniper in Höhe von 900 Millionen Euro, sagte Sen am 10. August 2016.
Unter dem Strich drohe dem Essener Konzern in 2016 ein Nettoverlust. Es wäre der dritte nacheinander: Im Jahr 2014 lief ein Minus in Höhe von drei Milliarden Euro auf, in 2015 gar von sieben Milliarden Euro.
Bedenklich fällt für die Eon-Aktionäre der Blick in die Zukunft aus. Nach dem Uniper-Börsengang im September 2016 könne es weitere „Anpassungen“ in der Bewertung von Uniper geben, sagte Eon-Finanzchef Sen in einer Telefonkonferenz am 10. August 2016. Experten werten das als eine feinfühlige Warnung an die Eon-Aktionäre vor weiteren Abschreibungen, die das Eon-Zahlenwerk belasten würden.
Die zuvor schon kritischen Analysten haben da für die Eon-Anleger auch keine Mutmacher parat. „Wir haben bereits Ende 2014 davor gewarnt, dass die Bilanz von Eon nicht stark genug für eine Abspaltung ist und seitdem immer wieder bekräftigt, dass frisches Kapital gebraucht wird“, schrieben die Analysten von Kepler. Eine Kapitalerhöhung in nennenswerter Höhe zeichne sich ab. „Vermeiden Sie eine Investition in Eon zu diesem Zeitpunkt“, rieten die Experten.
In der Telefonkonferenz schloss Eon-Finanzchef Michael Sen dann auch erneut nicht aus, dass der Konzern eine Kapitalerhöhung durchziehen könne.
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