Die Deutsche Börse hat am 7. September 2016 entschieden, einen außergewöhnlichen Handelstag einzulegen. Am Montag, 12. September 2016, soll ihr Vorzeigeindex Dax die Titel eines zusätzlichen Unternehmens enthalten – aus dem Dax30 wird so vorübergehend der Dax31.
Grund dafür ist die Aufspaltung des Dax-Mitglieds Eon in zwei börsennotierte Unternehmen: Auf der einen Seite das konventionelle Energieerzeugungs- und Stromhandelsgeschäfts der ehemaligen Eon, das künftig unter dem Namen Uniper SE an der Börse gelistet sein wird. Und auf der andern das Geschäft mit Erneuerbaren Energien, Stromnetzen, plus der Atomkraft, das in der weitergeführten Eon SE als eigenständigem Konzern verbleibt.
Eon hat den Aufspaltungsbeschluss so gefasst, dass die Aktionäre der ehemaligen Eon SE automatisch Aktien der neuen Uniper SE in ihren Depots finden werden. Da sich Eon von 53,35 Prozent seiner Uniper-Anteile trennen will, werden das 195,2 Millionen Uniper-Aktien sein.
Das Gewicht der Uniper-Titel im Dax31 wird nach Angaben der Deutschen Börse anteilig durch die Bedeutung der Eon-Aktien für den Dax vorgegeben, also durch das Abspaltungsverhältnis der Eon- und Uniper-Papiere untereinander: Für zehn Eon-Aktien gibt es einen Uniper-Anteilsschein.
Am Ende des Handelstages werden die Uniper-Aktien dann wieder aus dem Dax31 verschwinden und Deutschlands bekanntestes Börsenbarometer somit am 13. September 2016 in der bekannten Zusammensetzung aus 30 Titeln erscheinen lassen.
Aktionärsvertreter blicken allerdings schon jetzt mit einiger Unruhe auf den Handelstag, an dem die Uniper-Papiere ausnahmsweise Dax31-Mitglied sein werden. Denn Investoren wie etwa Dax-Indexfonds werden die Uniper-Aktien an diesem Tag verkaufen müssen, zählen diese Papiere doch nur vorübergehend zu jenem Index, in dessen Titel sie das Geld ihrer Fondsanleger stecken dürfen.
Beobachter schätzen, dass nahezu ein Viertel aller Uniper-Titel von solchen Fonds gehalten und somit verkauft werden müssen. Entsprechend groß ist die Furcht vor starken Uniper-Kursverlusten. „Eine Reihe von Fondsmanagern lauern auf einen Kursverfall, um günstig einzusteigen“, sagte Fonds-Manager Thomas Deser von Union Investment dem österreichischen Wirtschaftsblatt am 7. September 2016.
Auch Eon-Chef Johannes Teyssen erwartet einen hektischen Handelstag. „Wir werden am ersten Tag weiche Hände sehen, die Uniper rasch verkaufen, ganz klar“, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung am 3. September 2016. „Diese Reaktion wird es in beträchtlichem Ausmaß geben“, sagte Teyssen der Zeitung weiter.
Abfedern sollen den Verkaufsdruck im Vorfeld bereits die Investment-Banker von JP Morgan, Morgan Stanley und Citigroup. Sie wurden von der Eon SE beauftragt, Abnehmer für die Uniper-Papiere zu finden, die auf den Markt kommen werden. Wie erfolgreich sie dabei waren, ist bisher nicht bekannt.
Sicher allerdings ist hingegen, dass der Erstkurs der Uniper-Anteilsscheine am 12. September 2016 durch Angebot und Nachfrage in einer Eröffnungsauktion kurz nach Handelsbeginn festgesetzt wird. Weder Eon noch Uniper haben sich geäußert, wie die aussehen könnte. Analysten allerdings rechnen mit einem Uniper-Kurs zwischen 11 bis 15 Euro.
Dass die erwartete Uniper-Kursspanne so groß ist, liegt auch an der Unsicherheit, wie viel Euro denn Uniper eigentlich wert ist. Branchenexperten gehen zwar von einem Firmenwert von 4,0 Milliarden bis 5,5 Milliarden Euro aus; so errechnet sich die 11-bis-15 Euro-Kursspanne. In den Eon-Büchern aber steht die Uniper-Beteiligung derzeit noch mit einem Wert von elf bis zwölf Milliarden Euro.
Das ist kein gutes Omen für Eon-SE-Aktionäre.
Sie müssen nach dem Uniper-Börsengang damit rechnen, dass Eon den Wert der Uniper-Beteiligung in der eigenen Bilanz bald kräftig reduziert. Denn nach dem Schritt auf das Börsenparkett ist Eon dazu verpflichtet, eine Wertanpassung vorzunehmen. Somit kann der Uniper-Börsengang kurzfristig zu Kursverlusten bei der Uniper SE führen, danach aber womöglich auch noch bei der Eon SE – dann infolge der befürchteten Wertberichtigung.
Immerhin: Eon hat sich verpflichtet, in den ersten 90 Tagen nach dem Börsengang keine Uniper-Aktie abzugeben und auch keine Kapitalerhöhung bei der Tochter durchzuführen; nach dem Gang an die Börse wird die Eon SE noch 46,45 Prozent an der Uniper SE halten. Die Uniper-Titel finden sich dann nach dem kurzen Ausflug in den Dax im Prime Standard der Deutschen Börse wieder. Aufgrund ihrer Bedeutung sind sie aber Kandidat für den MDax.
Der nächste Termin für die planmäßige Überprüfung der Aktienindizes der Deutschen Börse ist der 5. Dezember 2016.
Sie sind Anleger? Sie haben Fragen? Sie haben Anmerkungen?
Debattieren Sie hier über die Entwicklung der Eon SE.