Das ist ein eindeutiges Ergebnis. 89,04 Prozent der Deutsche-Börse-Aktionäre haben sich hinter die Fusionspläne mit der Londoner Börse (LSE) gestellt, hat die Deutsche Börse AG am 17.08.2016 berichtet. Da die Anteilseigner der LSE zuvor ebenfalls grünes Licht für den Zusammenschluss gegeben hatten, deutet nun alles auf eine Fusion der Deutschen Börse und der LSE hin – eigentlich.
„Wir werden uns jetzt auf die notwendige Zustimmung der Aufsichts- und Kartellbehörden konzentrieren“, sagte Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter. Damit hat er den wunden Punkt getroffen.
Die Aufsichtsbehörden in der Bundesrepublik sind von der Art des geplanten Börsen-Zusammenschlusses offenbar weit weniger angetan, als es Deutsche-Börse-Chef Kengeter lieb sein kann. Vielmehr hat deren Begeisterung für die Börsenfusion mit dem Votum der Briten im Juni 2016, die Europäische Union zu verlassen, stark abgenommen. Kengeter braucht aber die Zustimmung der Behörden für seinen Fusionsplan, was auch immer die Deutsche-Börse- und LSE-Aktionäre entschieden haben mögen.
Aktuell sind die Fronten verhärtet. Deutschlands Verwaltung und Politik zweifelt öffentlicht daran, dass der neue Börsengigant seinen Sitz in London haben kann, wie es in dem 25-Milliarden-Euro-Fusionsplan einst vereinbart worden ist. Denn nach dem Brexit hätte die wichtigste Börse Europas dann ihren Sitz außerhalb der Europäischen Union.
Als erste öffentliche Institution hatte sich die deutsche Finanzaufsicht Bafin gegen London als Sitz einer möglichen deutsch-britischen Börse festgelegt. „Es ist schwer vorstellbar, dass der wichtigste Börsenplatz im Euro-Raum von einem Standort außerhalb der EU gesteuert wird. Da muss man sicher nachjustieren”, sagte Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), am 28. Juni 2016 in Frankfurt auf einer Konferenz.
Zuvor hatte bereits Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Die Grünen) zu den Börsenfusionsplänen Stellung bezogen. Das Votum der Briten werde bei den Prüfungen des Ministeriums eine Rolle spielen, vor allem bei Fragen der Börsenaufsicht, sagte der Minister nach Angaben des Handelsblatts. „Und natürlich werden wir auch abwarten, ob die Pläne in dieser Form bestehen bleiben“, ergänzte Al-Wazir.
Unterstützung erhielten die Politiker auch von Aktionärsschützern. „Nach der Brexit-Entscheidung darf eine Börsenfusion unter den bisherigen Vorzeichen gar nicht mehr in Frage kommen“, sagte DSW-Vizepräsident Klaus Nieding am 27. Juni 2016 – und plädierte damit dafür, die Fusion komplett abzusagen.
Dagegen steht nun das Votum der Deutsche-Börse-Anteilseigner. Das wäre dafür geeignet, die fusionierte Börsen-Holding einen Beherrschungsvertrag mit der Deutschen Börse schließen zu lassen.
Beobachter gehen nun davon aus, dass Deutsche-Börse-Chef Kengeter mit den Briten nachverhandeln will, um einen Kompromiss zu erzielen. Eine Vereinbarung, die sowohl von den britischen Fusionspartnern und den deutschen Aufsichtsbehörden akzeptiert werden könnte. Deshalb wird über einen Doppelsitz der fusionierten Börse in London und Frankfurt/Main spekuliert.
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