Kein wirtschaftlicher Boom in Deutschland, aber auch keine Stagnation im Dezember 2015 – ein wenig langweilig vielleicht, nichts Aufwühlendes. Entsprechend ausgeglichen blicken die hiesigen Handelshäuser auf das Weihnachtsgeschäft 2015. Nach aktuellen Umfragen haben sie in der Tat allen Grund dazu.
Die GfK in Nürnberg, die monatlich 2000 deutsche Verbraucher zu ihren Erwartungen befragt, erwartet, dass im Schnitt jeder Konsument 274 Euro für Weihnachtsgeschenke 2015 ausgeben wird. Trifft ihre Prognose zu, wären das zwar 11 Euro weniger als im vergangenen Jahr. Insgesamt sagen die Nürnberger Forscher für 2015 einen Weihnachtsumsatz von 14,3 Milliarden Euro voraus – auch das wäre ein kleines Minus zum Vorjahr.
Es würde ins Bild passen: Die GfK ermittelte für den Dezember 2015 einen Konsumklima-Index von 9,3 Punkten. Das war der vierte monatliche Rückgang hintereinander und der niedrigste Wert seit Jahresbeginn 2015. Allerdings ist es ein Wert, der weit über dem langjährigen Schnitt in Deutschland liegt. Und andere Auguren verbreiten mehr Optimismus als die GfK: Der Handelsverband Deutschland (HDE) beispielsweise erwartet im Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr rund 2 Prozent höhere Umsätze als im vergangenen. Das wäre ein Rekord.
Dass der Konsum so unter dem Strich eine Stütze der Konjunktur bleiben soll, hat mehrere Gründe. Zum einen erreichte die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland im dritten Quartal 2015 dem Statistischen Bundesamt zufolge den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung. Von Juli bis September 2015 waren hierzulande 43,2 Millionen Menschen Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt, rund 340.000 mehr als im selben Zeitraum des Vorjahrs.
Der zweite Grund für den stabilen Konsum der Bundesbürger sind die niedrigen Zinsen. Sie führen seit einiger Zeit dazu, dass die Sparbereitschaft der Deutschen leidet. Die Neigung zu größeren Anschaffungen nimmt dagegen zu. Und wenn Sparen nicht belohnt wird – und Weihnachten näher rückt – profitieren davon Händler mit dem Verkauf langlebiger Konsumgüter.
Der Handel stellt sich auf den leicht gebremsten, aber immer noch robusten Umsatz mit zahlreichen Lockangeboten ein. Supermarktketten und Discounter versuchen, die Klassiker unter den Weihnachtsartikeln wie Spielwaren, Bücher, Bekleidung, Kosmetik als Frequenzbringer in ihren Läden einzusetzen.
Lidl beispielsweise hat einen 40 Seiten langen Prospekt für Spielwaren drucken lassen. Kein Wunder: Das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) prognostiziert für Weihnachten 2015 eine Zunahme der Spielwaren-Verkaufserlöse von 7,3 Milliarden Euro (2014) auf nunmehr 7,9 Milliarden Euro in 2015.
Zugmaschinen für den Umsatz sind im stationären Handel auch deshalb wichtig, weil die konkurrierenden Onlineverkäufer weiter rasant zulegen. So wird dem Onlinehandel bereits zwei Monate vor Weihnachten 2015 vorhergesagt, der Umsatzgewinner der Adventszeit 2015 zu sein.
Davon profitiert zum Beispiel Europas größter Online-Modehändler Zalando, der im dritten Quartal 2015 einen Umsatzsprung von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnete. Für das Gesamtjahr 2015 zeichnen sich so 33 bis 35 Prozent Umsatzzuwachs ab, die Erlösmarke von drei Milliarden Euro soll geknackt werden.
Das mag an der Ausweitung des Zalando-Angebots auf mehr als 1500 Marken sowie der Einstellung neuer Mitarbeiter liegen. Zalando testet aber auch die Lieferung seiner Versandhauswaren direkt am Bestelltag in den Städten Köln und Berlin, um damit auch in den kommenden Monaten Modekäufer für sich zu gewinnen. Im dritten Quartal 2015 kamen immerhin 800.000 aktive Kunden hinzu, auf nunmehr 17,2 Millionen.
Dass das Unternehmen trotzdem im laufenden Geschäft für die drei Monate bis September 2015 einen Verlust auswies, lag dem Unternehmen zufolge an Aufwendungen für eine neue Smartphone-App, die Kosten für die Expansion des Angebots und einer Menge Sonderangebote: Der Start ins Weihnachtsgeschäft beispielsweise wurde mit vorgezogenen Rabatten erkauft.
Auch das neue Konzept für die Modemesse Bread & Butter, die Zalando nach der Pleite dieses Modemesseangebots am 17. Dezember 2014 nach eigenen Angaben wieder beleben will, lässt sich nicht so leicht umsetzen wie erhofft: Die geplante Modemesse im Januar 2016 am ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof fällt aus, weil dort Flüchtlinge untergebracht sind – und die Einkäufer der Mode-Branche offenbar anderswo in Europa bessere Bedingungen als in Berlin finden, beispielsweise in Mailand oder Düsseldorf.
Weihnachtliche Vorfreude herrscht derweil bei den Aktionären der Metro. Deren Aktienkurs ist von Ende September bis Ende November 2015 um etwa ein Drittel gestiegen. Die wichtigsten Gründe: Die Neuausrichtung des Konzerns macht offenbar Fortschritte und voraussichtlich wird mehr Geld an die Anteilseigner ausgeschüttet.
Pro Stammaktie soll es für das Geschäftsjahr 2014/2015 einen Euro geben, also zehn Cent mehr als im Vorjahr. Der Konzern hatte im Geschäftsjahr, das im September 2015 zu Ende ging, ein Umsatzplus von 1,5 Prozent gemeldet – um Wechselkurseffekte und Marktschließungen bereinigt.
„Wir haben es geschafft, wieder Dynamik in unser Kerngeschäft zu bringen“, sagte Metrochef Olaf Koch schon Ende Oktober dem Fernsehsender N-TV. Der Manager sieht in dem abgelaufenen Geschäftsjahr eine „Zeitenwende“, denn bei Metro Cash & Carry wird flächenbereinigt seit neun Quartalen ein höheres Wachstum registriert. Und selbst bei Tochter Media-Saturn, der zeitweise eine steife Brise entgegenwehte, hat sich anscheinend der Wind gedreht.
Der Umsatz der größten Elektronik-Handelskette Europas soll im Weihnachtsgeschäft 2015 höher als im Vorjahr ausfallen, sagt die Metro voraus.
Jetzt warten die Metro-Aktionäre auf die Verkündung der Geschäftszahlen für das Finanzjahr 2015/2016. Sie dürften am 15. Dezember 2015 vorgelegt werden. So viel hat Konzernchef Olaf Koch bereits verraten: Man sei in den Großmärkten, bei Media-Saturn sowie in den Real-Supermärkten optimistisch in das Weihnachtsquartal 2015 gestartet.
Die Prognose des Branchenverbandes HDE scheint also vielleicht zuzutreffen. Der Verband hatte für das Weihnachtsgeschäft 2015 einen Rekord vorhergesagt.