Die Aktionäre des Handelskonzerns Metro sind ins Grübeln gekommen. Seit Ende 2015 geht es mit den Notierungen ihres Wertpapiers bergab. Zwar schlug sich die Aktie zuletzt nicht so schlecht wie der MDax, in dem sie notieren. Doch allein Mitte Februar 2016 ist der Kurs der Metro-Aktie im Monatsvergleich um 4,4 Prozent gesunken, in der Sechsmonatsfrist schlägt sogar ein Minus von 11 Prozent zu Buche.
Der Blick in die Zukunft lässt darüberhinaus wenig Gutes erhoffen: Vor der Hauptversammlung, die am 19. Februar 2016 in Düsseldorf stattfindet, trübt sich auch der wirtschaftliche Ausblick für die Metro ein. Das Jahresziel ist manchen Analysten nicht mehr garantiert.
Dabei hatte Ende November 2015 noch alles viel besser ausgesehen. Der Verkauf der damaligen Metro-Warenhauskette Kaufhof an die kanadische Hudson’s Bay war abgeschlossen, die Schulden der Metro-Kette konnten dadurch erkennbar gesenkt werden. Das Weihnachtsgeschäft sorgte im ersten Quartal, das bei dem MDax-Konzern im Oktober beginnt, außerdem für frischen Wind.
Zudem kamen die Restrukturierungen bei Europas größter Elektronikkette MediaMarkt/Saturn voran. Und von Analysten bei Jefferies und der Commerzbank kamen positive Kommentare: Jefferies stufte die Metro-Aktie von „Hold“ auf „Buy“ hoch und korrigierte auch das Kursziel für die Aktie nach oben.
Entsprechend spekulierten die Metro-Aktionäre auf eine höhere Dividende, und damit eine sich fortsetzende Trendwende der Ausschüttungen des Düsseldorfer Handelskonzerns: Denn nach der Dividenden-Nullnummer im Geschäftsjahr 2012/2013 zahlte das Handelshaus bereits für das Geschäftsjahr 2013/2014 wieder 90 Cent je Metro-Aktie. Und „deutlich sichtbare positive Zeichen“, so hörte man aus dem Konzern dann selbst, veranlassten den Vorstand, der kommenden Hauptversammlung eine Ausschüttung von einem Euro je Stammaktie für 2014/2015 vorzuschlagen.
Commerzbank-Analyst Jürgen Elfers interpretierte die mögliche Dividendenanhebung als Signal für eine wachsende Zuversicht des Managements.
Doch kurz nach der Jahreswende 2015 auf 2016 sah die Investmentbank JP Morgan die Unternehmensziele der Metro in Gefahr. Der Analyst Borja Olcese stufte die Metro-Aktie von „Neutral“ auf „Underweight“ ab. Er senkte das Kursziel von 27 auf 23 Euro.
Zwei Entwicklungen scheinen inzwischen die etwas eingetrübte Stimmung von Aktionären und Analysten zu bestätigen. Für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahrs bis Dezember 2015 wurde konzernweit ein Umsatzrückgang von 1,5 Prozent berichtet.
Dafür gab es zwar mit dem Verkauf der Cash & Carry-Märkte in Vietnam für rund 400 Millionen Euro sowie Verkäufen in Griechenland und Dänemark und der Schwäche des russischen Marktes einleuchtende Gründe. Metro-Chef Olaf Koch beteuerte dann auch Mitte Januar 2016, er blicke trotz des „schwierigen Umfelds weiterhin zuversichtlich in die Zukunft.“ Sowohl mit Blick auf den Umsatz als auch auf den operativen Ertrag vor Sonderfaktoren werde weiter mit einer leichten Steigerung gerechnet.
Doch seitdem kommen fast täglich Nachrichten über eine Weltwirtschaft, die sich weiter abkühlt. Auch die Russland- und Rubelkrise fordert weitere Einbußen, nicht zuletzt, weil die Metro ein vergleichsweise großes Russland-Geschäft besitzt. Die Frage ist daher, wie lange und wie stark die zuletzt positiven Effekte aus Großmärkten, Elektronikläden und Real-Supermärkten den Gesamtumsatz noch anheizen können.
Die zweite wichtige Entwicklung in jüngster Zeit ist der erneut entflammte Führungsstreit, ein alter Machtkampf zwischen MediaMarkt/Saturn-Minderheitseigner Erich Kellerhals und dem Mehrheitseigner Metro. Es geht um das Führungspersonal bei MediaMarkt/Saturn und um eine Kapitalerhöhung für die Kette von 115 Millionen Euro, die Kellerhals fordert.
Convergenta, die Investmentgesellschaft von Kellerhals, fürchtet ohne die Kapitalspritze eine Schieflage. Bei der Metro sieht man das keineswegs so. Es gebe keine Notwendigkeit für eine solche Geldspritze. Das Problem ist: Der Milliardär Kellerhals hält zwar lediglich knapp 22 Prozent an MediaMarkt/Saturn. Doch er verfügt über starke Vetorechte.
Die Furcht vor einer Eskalation dieses alten Streits trägt zur Verunsicherung der Anleger bei. Schnell fürchten Kleinaktionäre wieder, dass dieser Dissenz das Metro-Management stark beansprucht – und die Restrukturierung des Konzerns darunter leidet.
Das mag nur Spekulation unter Aktionären sein. Aber vielen Anteilseignern ging der Umbau des Konzerns ohnehin nicht schnell genug voran, der doch schon im Jahr 2012 angekündigt worden war. Und das, obwohl die meisten Anleger und Investoren wissen, dass sie sich mit dem Kauf ihrer Metro-Anteile einem Geduldtest unterzogen haben.
Als Koch antrat, da hatten mehrere Restrukturierungsschritte im Großhandelsgeschäft Cash & Carry wenig gebracht. MediaMarkt/Saturn fiel gegenüber spezialisierten Online-Anbietern zurück. Und die Einzelhandelskette Real sorgte mit schlappen Renditen für Missmut.
Dann bremste der damals neue Metro-Chef Olaf Koch die bis dahin rasante internationale Expansion der Metro AG: Im Herbst 2012 verkauften die Düsseldorfer das Osteuropa-Geschäft der Konzerntochter Real. Zudem stellte die Metro auch Aktivitäten in anderen Auslandsmärkten ein, etwa das Großhandelsgeschäft in Großbritannien. Und MediaMarkt/Saturn gab seine Präsenz in Frankreich auf.
Metro-Chef Koch hatte nach eigenen Angaben die Parole ausgegeben, den Handelskonzern stärker auf die Kunden zu fokussieren. Ziel sei es, auf vergleichbarer Fläche jedes Jahr den Umsatz um mehr als 2 Prozent zu steigern. Auch die engere Verzahnung von Online- und stationärem Handel in den Elektronikmärkten sollte angegangen werden. Anfang des Jahres 2016 besucht inzwischen jeder zweite Kunde, der online in dieser Sparte landet, danach auch einen der stationären Läden, sagt Metro-Chef Koch.
Gleichwohl: Dem Abwärtstrend der Börse in den ersten Wochen des Jahres 2016 kann sich eben auch nicht die Metro-Aktie entziehen. Konzernchef Koch wird den Anteilseignern auf der Hauptversammlung des Unternehmens erklären müssen, wie sich das Handelsunternehmen der eintrübenden weltwirtschaftlichen Entwicklung entgegen stellen wird.