Lange hat es Monsanto in der Schweiz versucht. Immer wieder wurde der US-Konzern bei Syngenta vorstellig, wollte das Schweizer Chemieunternehmen kaufen. Geklappt hat das nicht. Nun scheint die Agrochemiesparte von Bayer das Interesse der Amerikaner zu wecken.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters vom 21. März 2016 habe sich das amerikanische Unternehmen dazu bereits mit den Leverkusenern in Verbindung gesetzt. Dem Vernehmen nach stünden Kaufpreise um die 30 Milliarden US-Dollar für das Bayer-Geschäft im Raum, mit dem der deutsche Dax-Konzern zuletzt gut zehn Milliarden Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaftete.
Nach Angaben von Reuters haben sowohl Monsanto als auch Bayer eine Stellungnahme dazu abgelehnt.
An der Börse jedenfalls wurde das Verkaufsgerücht mit Begeisterung aufgenommen. Der Aktienkurs von Bayer stieg am 21. März 2016 bis gegen 11.30 Uhr um 4,6 Prozent auf 103,90 Euro. Das war deutlich mehr als jene 1,25 Prozent, um die der deutsche Aktienleitindex Dax parallel zulegte, und darin war der Bayer-Schub schon eingerechnet.
Die Titel des Leverkusener Unternehmens zählen zu den Schwergewichten im hiesigen Dax30. Bewegen sich also die Bayer-Titel deutlich, macht sich das auch im Dax bemerkbar.
Nach Angaben von Reuters glaubt Monsanto nützliche Synergien zwischen dem eigenen Saatgutgeschäft und der Bayer-Pflanzenschutzsparte ausgemacht zu haben. Und zwar so erhebliche, dass sich auch dafür sogar ein 30-Milliarden-Dollar-Gebot lohnen könne.
Noch sei allerdings nicht klar, ob Monsanto überhaupt die Sparte kaufen oder beispielsweise in ein Gemeinschaftsunternehmen einbringen wolle. Und ob Bayer überhaupt verkaufen will, ist auch alles andere als sicher. Zuletzt hatte Bayers verantwortlicher Manager Liam Condon angekündigt, diese Sparte des Bayer-Unternehmens vielmehr durch Zukäufe stärken zu wollen – in einer Zeit, in der die gesamte Branche in Bewegung ist.
So hatten die beiden US-Chemiegiganten Dow Chemical und Dupont (Pioneer) bereits im Dezember 2015 ihre Fusion verkündet, wobei auch die Sparten Pflanzenschutz und Saatgut zu einer gemeinsamen Agrarchemiesparte zusammengelegt werden.
Erst im Februar verkündete der chinesische Konzern ChemChina zudem die geplante Übernahme der Schweizer Syngenta, die derzeit Marktführer im Geschäft mit der Insekten-, Pilz-, und Unkrautvernichtung ist. 2015 hatte auch Monsanto Interesse an Syngenta gezeigt.
Der Druck, eine Marktkonzentration herbeizuführen, ist offenbar hoch. Denn die Agrarchemie spürt Margendruck angesichts der schleppenden Weltkonjunktur, der vergleichsweise niedrigen Preise für Agrarrohstoffe und der Schwäche der Schwellenländer, allen voran dem wichtigen Markt Brasilien.
Experten gehen daher davon aus, dass die sechs großen Spieler, die schon bislang mehr als zwei Drittel des Marktes auf sich vereinen, zu einem Quartett zusammenschrumpfen könnten.
Der Gesamtumsatz des Pflanzenschutz- und Saatgutgeschäfts ist je nach Definition unterschiedlich. Die Branchenexperten von Phillips McDougall taxierten den Gesamtumsatz der Branche im Jahr 2014 auf rund 42,7 Milliarden Euro:
Demnach könnte Monsanto in Kombination mit Bayer Crop Science künftig zum Marktführer aufsteigen, gefolgt vom Gespann aus Dow Chemical und DuPont. Syngenta wäre in dieser Konstellation – auch nach dem Aufkauf durch ChemChina – nur noch die Nummer drei im Markt.
Dass die BASF mit ihrer Sparte BASF Crop Protection sich angesichts dieser Konstellation ebenfalls an der Konsolidierung beteiligten wird, dürfte angesichts der potenzielle Umsatzvorteile der neuen Konkurrenten zu erwarten sein.