Der US-Saatguthersteller Monsanto hat auch das auf 125 Dollar pro Aktie erhöhte Übernahmeangebot des deutschen Chemiekonzerns Bayer als finanziell zu niedrig abgelehnt. Dennoch seien die US-Amerikaner weiterhin offen für Gespräche mit den Leverkusenern, teilten sie in einer Erklärung mit.
Bayer hatte am 14. Juli 2016 das ursprüngliche Milliardenangebot von 122 Dollar je Monsanto-Anteilsschein um 3 Euro pro Aktie erhöht. Grund dafür seien neue Informationen, die sich aus vertraulichen Gesprächen ergeben hätten. Zudem sei man, wenn nötig, zu Zusagen gegenüber den Behörden bereit, um die Übernahme nicht scheitern zu lassen, hatte Bayer in einer Pressemitteilung mitgeteilt.
Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hatten daraufhin Verhandlungen über eine Vertraulichkeitsvereinbarung als Grundlage für einen tiefen Blick in die Monsanto-Bücher begonnen. Den hatten die Amerikaner bisher verweigert. Nicht namentlich genannte Insider, die die Nachrichtenagentur zitierte, werteten dies als Hinwendung der Monsanto-Führung zum Bayer-Gebot.
Die Absage ist daher ein Rückschlag für die Bayer-Führung – und spielt vor allem jenen Investoren in die Karten, die auch das jüngst verbesserte Übernahmeangebot von Bayer für zu niedrig gehalten haben.
Sollten die Leverkusener die Offerte nun ein weiteres Mal erhöhen und der Deal doch noch zustande kommen, wäre es die teuerste Firmenübernahme in der Geschichte des Bayer-Konzerns. Anschließend hätte das Unternehmen allerdings auch rekordhohe Schulden. Und eine Kapitalerhöhung käme wahrscheinlich auch auf die Bayer-Aktionäre zu.
Erste Bayer-Anleger fordern jetzt offenbar, dass deshalb auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über den Zukaufplan abgestimmt wird.
Dem Handelsblatt zufolge drängt beispielsweise die britische Fondsgesellschaft Henderson Global Investors auf eine solche Abstimmung. Hintergrund sei die Besorgnis der Briten, dass Bayer infolge der hohen Kaufkosten künftig zu wenig Geld für seine Pharmaforschung übrig haben könnte.
Auf der anderen Seite des Atlantiks formiert sich offenbar parallel eine Gegenbewegung. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters favorisiere der Investmentfonds Corvex die Übernahme des amerikanischen Saatgutspezialisten durch den Leverkusener Konzern – ein dafür ausreichendes Bayer-Angebot vorausgesetzt.
Die Ablehnung des jüngsten Bayer-Angebots nährt indes auch die Spekulationen, dass Monsanto erneut Gespräche mit dem Bayer-Konkurrenten BASF begonnen hat. Dabei könnte es sich zwar auch um einen taktischen Zug der Monsanto-Führung handeln, um den Kaufpreis für das eigene Unternehmen höher zu treiben.
Fest steht jedoch, dass auch die BASF-Sparte Crop Protection, ähnlich wie Bayer Crop Science, ein Interesse daran hat, das jeweils starke eigene Pflanzenschutzgeschäft durch das Saatgutgeschäft Monsantos – immerhin Marktführer in diesem Teilgebiet der Agrarchemie – zu ergänzen.
Für Monsanto gilt umgekehrt: Der Konzern ist stark im Saatgutgeschäft zum Beispiel für Mais, Weizen, Soja oder Raps. Das Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln dominieren aber andere globale Player wie Syngenta, BASF und Bayer.
Darüber hinaus erwirtschaftet Monsanto deutlich mehr als die Hälfte der Umsätze in den USA. Zuletzt hat dies angesichts des starken Dollars und schwacher Nachfrage bei heimischen Landwirten deutliche Spuren in der Bilanz hinterlassen. Im jüngsten Quartal erlöste der Konzern 4,19 Milliarden Dollar (3,76 Milliarden Euro) und verfehlte damit das Umsatzziel um 300 Millionen Dollar.
In der entsprechenden Pressemitteilung begründete Monsanto-Chef Hugh Grant dies mit den Worten: „Unsere Industrie ist auf einem Tiefpunkt im landwirtschaftlichen Zyklus angelangt, und wir haben unvorhergesehen viele Herausforderungen durchlebt.“
Diese Aussage dürfte sich vor allem auf die jüngsten Übernahmen in der Branche bezogen haben. Denn durch die Fusion von Dupont und Dow Chemical erwächst Monsanto ein starker Gegner auf dem wichtigen Heimatmarkt.
Darüber hinaus hat die für viele überraschende Übernahme Syngentas durch den chinesischen Staatskonzern Chem-China das wohl einzig verbliebene Übernahmeziel Monsantos aus dem Schaufenster genommen.
Bei den Verhandlungen mit Bayer und BASF, das scheint Beobachtern längst klar, geht es für Hugh Grant und Monsanto nur noch darum, zu welchem Preis man sich übernehmen lässt.