Der Autokonzern Daimler baut sein Geschäft mit dem Management von Fahrzeugflotten aus. Die Schwaben haben dazu das niederländische Unternehmen Athlon Car Lease übernommen. Daimler Financial Services zahlt dafür nach Unternehmensangaben 1,1 Milliarden Euro an den bisherigen Athlon-Besitzer, die niederländische Rabobank-Tochter DLL.
Daimler will künftig im Management von Unternehmens-Fuhrparks unter der Marke Athlon auftreten, nicht mehr unter der eigenen Konzernmarke. Das dürfte zwei Gründe haben: Zum einen ist Athlon deutlich größer als das entsprechende bisherige Daimler-Geschäft. Denn Athlon managed bisher 250.000 Fahrzeuge, Daimler kommt auf 85.000.
Zum anderen wollen die Stuttgarter offenbar auch Autos in ihr Fuhrparkgeschäft aufnehmen, die nicht den Stern auf der Motorhaube tragen. Bisher hat Daimler Fleet Management weniger als 10 Prozent Fremdmarken im Bestand.
„Firmen erwarten heute ein markenübergreifendes, flexibles Management von Mobilitätsbedürfnissen rund um ihren Fuhrpark. Wir integrieren dazu die Kernelemente Miete und Leasing, aber auch Corporate Carsharing sowie ein umfassendes Reporting“, sagt Klaus Entenmann, Vorstandsvorsitzender der Daimler Financial Services AG.
Athlon ist bisher insbesondere in Westeuropa aktiv. So betreut Athlon nach eigen Angaben derzeit Fahrzeuge in elf europäischen Staaten: Belgien, Deutschland, Frankreich, Holland, Italien, Luxemburg, Portugal, Spanien, Schweden, Schweiz und Polen.
Daimler Fleet Management wiederum ist in 13 europäischen Ländern aktiv: Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Holland, Italien, Luxemburg, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, Schweiz und Tschechien.
Daimler schließt damit zu einem gewissen Grad zu seinem Münchener Konkurrenten BMW auf, der sein Flottenmanagement-Geschäft in den vergangenen Jahren ebenfalls durch Übernahmen ausgebaut hatte. So kaufte BMW Im Jahr 2006 das Unternehmen LHS Leasing hinzu, Ende 2011 dann die ING Car Lease.
Insgesamt allerdings ist die BMW-Sparte dadurch noch deutlich größer als das neue Daimler Flotten-Management. BMW betreibt dieses Geschäft unter der Marke Alphabet derzeit mit rund 600.000 Fahrzeugen.
Manche Branchenexperten halten den Aufholversuch von Daimler nun für vergleichsweise teuer. Evercore-Analyst Arndt Ellinghorst beispielsweise zweifelt, ob Athlon den gezahlten Preis von 1,1 Milliarden Euro rechtfertigt. Denn Daimler zahle umgerechnet 4400 Euro je Vertragskunden, und das sei weit mehr, als bei ähnlichen Geschäften in den vergangenen Monaten.
Der Daimler-Aktienkurs reagierte nur wenig auf die Zukaufnachricht. Die Titel des Autokonzerns lagen am Morgen des 4. Juli 2016, dem ersten Handelstag nach Bekanntgabe des Deals, mit rund 0,9 Prozent im Minus. Eine Daimler-Aktie kostete somit 54,13 Euro. Zeitgleich lag allerdings auch der deutsche Aktienleitindex Dax, in dem auch die Daimler-Anteilsscheine notiert sind, mit 0,1 Prozent im Minus.
Dazu passen die Äußerungen in den sozialen Medien am 4. Juli 2016. Die meisten Beiträge betreffen die Absatzzahlen des Konzerns, erst an Nummer Fünf rangiert die Zukaufnachricht.
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