Meldungen wie diese lassen aufhorchen: Daimler führt in seiner US-Fabrik in Tuscaloosa, wo die M- und R-Klassen sowie GL-Modelle gebaut werden, zusätzliche Schichten ein. Und das Daimler-Management strotzt offenbar weiter vor Zuversicht:
Im laufenden Jahr 2014 soll auf dem wichtigsten Markt der Stuttgarter nicht nur der Vorsprung auf die Konkurrenz von BMW und Audi wachsen. Mit dem Start der Produktion der neuen C-Klasse im Werk in Alabama soll ab Juni auch ein richtiger zusätzlicher Verkaufsschub ausgelöst werden.
Gehen alle Pläne auf, dann schafft Mercedes-Benz in Nordamerika wofür es in China noch ordentlich Gas geben muss: Den Spitzenplatz im Dreikampf der deutschen Luxusmarken wieder anzuführen. Weltweit soll das bis Ende des Jahrzehnts gelingen. In den USA wird das, wenn keine größere Panne passiert, derzeit schon wahrgemacht.
Der Premiumhersteller konnte im vergangenen Jahr 2013 mit mehr als 312.500 Fahrzeugen einen Absatzrekord aufstellen. BMW und Audi wurden auf die Plätze verwiesen, und das deutlich:
Der zweitplatzierte BMW kam auf etwas mehr als 309.000 Einheiten, Audi verkaufte nur rund die Hälfte dessen, was die Schwaben in den USA losschlugen. Und Daimler hat offenbar noch Möglichkeiten, die Produktion in Amerika zu steigern, während wichtige Konkurrenz-Modelle, vor allem die BMW 3er-Serie und Audi A4, nicht in den USA gefertigt werden.
Für das Anwerfen der C-Klassen-Fertigung ab dem Sommer 2014 wurden beispielsweise 1000 neue Jobs geschaffen; die dadurch mögliche Ausdehnung der Fertigung in Tuscaloosa wird die Wartezeiten für die C-Klasse-Modelle auf dem Markt um vier Wochen verkürzen – und Mercedes-Benz einen wichtigen Vorteil verschaffen: Vor allem bei SUVs verlangt der rasch wachsende Markt in den USA derzeit mehr, als viele Hersteller liefern können.
Mehr noch: Daimler-CEO Dieter Zetsche hatte Anfang März in Genf angekündigt, dass das Unternehmen in Nordamerika die Kapazität ausweiten will. Die Pläne seien in einem „sehr, sehr frühen“ Stadium. Ob in Alabama noch einmal aufgestockt, oder eine neue Fabrik gebaut wird, war zunächst nicht klar.
Noch mehr Schwung verzeichnet für Daimler derzeit das Nutzfahrzeuggeschäft in Nordamerika. In den vier Monaten bis März 2014 haben die Orders um 30 Prozent zugelegt. Bei schweren Trucks über 15.000 Kilo (Klasse 8) baute Daimler Trucks North America in den beiden ersten Monaten des Jahres seinen Marktanteil von 38,2 auf 40,2 Prozent aus.
Folge: In den vergangenen Monaten wurden für das Nutzfahrzeuggeschäft schrittweise 1200 Mitarbeiter zusätzlich eingestellt, seit November 2013 ist die Tagesproduktion um 100 Fahrzeuge gestiegen. Das ist ein Plus von 20 Prozent.
„Die Auftragseingänge sind sehr, sehr stark“, sagte im März 2014 bei der Mid-America Trucking Show in Louisville, Kentucky, Nutzfahrzeugchef Wolfgang Bernhard. Für dieses Jahr wird ein Wachstum von 10 Prozent erwartet.
Und wie läuft es für Daimler auf dem Pkw-Markt in den USA?
In der Premiumsparte bei Mercedes-Benz wurde das erste Quartal 2014 in den USA laut WardsAuto gerade mit einem Plus gegenüber dem Vorjahr von 15,3 Prozent abgeschlossen. Es war ein Rekordquartal. Mit angetrieben werden diese Verkäufe von einem zuletzt starken Automarkt in den USA. Der März bescherte die besten Verkäufe seit dem Februar 2007. Auf das Jahr hochgerechnet wären das 16,3 Millionen Fahrzeuge.
Da die Industrieproduktion der USA im März 2014 den größten Zuwachs seit der Rezession bescherte, könnte nach den starken Wintereinbrüchen vor allem im Osten des Landes jetzt ein lebhafter Frühling auf dem Pkw-Markt anstehen
Wie lange Daimler diese Situation für sich nutzen kann, ist freilich ungewiss. Denn die Erzrivalen der Stuttgarter, BMW und Audi, wollen auch vom US-Aufschwung profitieren und bauen ebenfalls in Nordamerika aus.
Audi, das noch nicht auf dem Kontinent produziert, plant für 1,3 Milliarden Dollar eine Fabrik in San Jose Chiapa in Mexiko. Dort soll ab 2016 der Q5 SUV vom Band laufen. Und BMW baut für eine Milliarde Dollar seine SUV-Fabrik in South Carolina aus, die mit dieser Expansion der größte Produktionsstandort der Bayern wird. Die Kapazität in Spartanburg soll bis 2016 um 50 Prozent steigen.
„Es macht Sinn für die deutschen Premiumhersteller, in Märkten wie Nordamerika und China die Fertigungskapazität zu erweitern“, sagt Sascha Gommel, Analyst bei der Commerzbank, „die Nachfrage nach SUVs wächst weiterhin schneller als der Gesamtmarkt.“
Für Mercedes-Benz hängt nun einiges davon ab, wie schnell die Expansion, die Dieter Zetsche im März ankündigte, realisiert wird.