Erst mit Beginn des Winterflugplans 2015 hat die Lufthansa ihren Billigableger Eurowings an den Start gebracht, doch schon ein knappes Jahr später denkt die Lufthansa offenbar über Kooperationen mit Konkurrenten nach: Der Lufthansa wächst Eurowings nicht schnell genug.
Fluglinien-Chef Carsten Spohr möchte den Lufthansa-Ableger deshalb jetzt anders und möglichst schnell auf eine kritische Größe bringen. „Eine Variante ist, dass wir Eurowings nicht mehr zu 100 Prozent besitzen, sondern mit einer anderen Airline zusammenbringen und dann konsolidieren“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Lufthansa-Chef am 5. Juli 2016.
Für Unternehmensbeobachter ist der Plan ein Zeichen, dass die Lufthansa ihre Zukunft nicht zuletzt durch die Eurowings sichern will. Dort sollen die Betriebskosten um 40 Prozent unter dem Lufthansa-Niveau liegen. Auch komme das Konzept des Billiganbieters den Kundenwünschen entgegen.
Umsteigeflüge, wie sie für das klassische Transportkonzept der Fluggesellschaften über Drehkreuze wie Frankfurt, München oder im kleineren Maße Düsseldorf auch für die Lufthansa typisch waren, werden von Fluggästen weniger geschätzt. Direktverbindungen dagegen von großen, möglichst City nahen Airports vermehrt nachgefragt. „Ein Direktflug ist immer besser als eine Umsteigeverbindung“, sagte Spohr dazu laut Reuters.
Nach Planungen der Lufthansa wird die Eurowings-Flotte vielleicht auch deshalb kräftig ausgebaut. Von aktuell rund 90 Fliegern sollen es nach Meinung von Unternehmensbeobachtern möglichst zügig mehr als 200 werden. Solch ein starker Ausbau könnte durch Kooperationen mit anderen Fluganbietern geschehen – beispielsweise mit der Fluglinie Condor, längst im Besitz des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook.
Ein Grund: Die Thomas-Cook-Fluglinien seien neben Deutschland auch in Skandinavien, Großbritannien und Belgien aktiv. „Das sind Märkte, die für uns interessant sind“, sagte Spohr zu Reuters.
Bei den Lufthansa-Aktionären kam die Nachricht heute gut an, sicher überlagert aber vom Geschäftsausblick der Fluggesellschaft Lufthansa. Vorstandschef Spohr hat die Jahresprognose von gut 1,8 Milliarden Euro Vorsteuergewinn für 2016 bestätigt; Luftfahrt-Analysten hatten zuvor im Schnitt mit einem etwas schlechteren Ergebnis gerechnet.
Die Lufthansa-Titel stiegen zum Handelsstart am 5. Juli 2016 dann auch erst deutlich um fast 4 Prozent, gaben die Gewinne aber genauso schnell wieder ab. Parallel mit dem Gesamtmarkt rutschten die Lufthansa-Anteilsscheine bis 10.15 Uhr am 5. Juli mit 1,1 Prozent ins Minus auf 10,91 Euro. Deutschlands Aktienleitindex Dax gab zeitgleich um 1,0 Prozent auf 9610 Stellen nach.
Jubelstürme werden die Lufthansa-Aktionäre auch nicht beim Blick auf die mittlere Anlagefrist ihrer Anteilsscheine ausstoßen. In der Einjahresbetrachtung ist ein kleines Minus von 4,68 Prozent aufgelaufen, in der Dreijahresperiode von 29,36 Prozent.
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