Es ist nur eine Unternehmensnachricht, aber sie hat die Wirkung einer Notenbank-Intervention in den Aktienmarkt: Die Deutsche Bank hat bestätigt, eigene Anleihen im Wert von fünf Milliarden Euro zurückkaufen zu wollen. „Die starke Liquiditätsposition der Bank erlaubt es ihr, diese Wertpapiere zurückzukaufen, ohne dass dies Auswirkungen auf den Emissionsplan für das Jahr 2016 hat“, teilte das Institut am heutigen 12. Februar 2016 mit.
Die Demonstration der eigenen Stärke verfehlte nicht ihre Wirkung.
Der deutsche Aktienleitindex Dax legte bis kurz vor Handelsschluss am 12. Februar 2016 um 1,65 Prozent zu, gleich 27 der 30 Werte des bedeutendsten hiesigen Börsenbarometers notierten im Plus – die Deutsche-Bank-Aktie selbst schoss um rund 10 Prozent in die Höhe.
Zugleich riss die Bond-Rückkaufankündigung weltweit zuvor gebeutelte Aktienkurse anderer Banken mit in die Höhe. So notierten beispielsweise die Anteilsscheine von JP Morgan um 6,5 Prozent im Plus, die Commerzbank-Titel gewannen gar 17 Prozent und selbst das italienische Kriseninstitut Unicredit konnte Kursgewinne von 6 Prozent verbuchen.
Die Deutsche Bank teilte mit, im Umfang von drei Milliarden Euro bestimmte Bonds zurückzukaufen, die auf Euro lauten. Die restlichen zwei Milliarden Euro sollen in Dollar-Bonds fließen.
In den vergangenen Handelstagen waren Aktien von Geldinstituten weltweit ins Rutschen geraten, weil plötzlich ein altes Gespenst an die Börse zurückgekehrt war: die Angst. Die Unsicherheit. Der Zweifel, und zwar an der Solidität der Banken. Spekulationen rankten sich plötzlich um die Liquidität gerade der Deutschen Bank, und das verfehlte nicht seine Wirkung.
Plötzlich schossen nicht nur die Risikoprämien für Anleihen der Deutschen Bank in die Höhe, auch viele Aktienkurse gerieten ins Rutschen. Der Kurs der Deutschen Bank ohnehin, aber beispielsweise auch die Notierungen anderer Banken weltweit.
Sogar die Risikoprämien für Bonds der Bundesrepublik Deutschland entwickelten sich auf einen Schlag zu einem negativen Synchron-Wettbewerb mit denen der Deutschen Bank, wie der Welt-Journalist Holger Zschäpitz via Twitter aufzeigte:
The doom loop unbroken: #Germany’s 5y default probability rises …"; hier auf Twitter zum Nachlesen: https://twitter.com/Schuldensuehner/status/697722317091291136.
Weltweit reagierten dann auch am heutigen 12. Februar 2016 die Nachrichtenredaktionen, Finanzmarktakteure, Blogger und Offizielle auf den Anleihen-Rückkauf der Deutschen Bank. IRX.eu hat in den vier Stunden nach der Rückkaufankündigung rund 25.000 Reaktionen in Twitter, Instagram, Pinterest, VK, google+ sowie youtube registriert. Von den unzähligen Bloggs ganz zu schweigen.
Einzig die Deutsche Bank selbst tut so, als sei das Milliarden-Rückkaufprogramm eine schlichte wirtschaftliche Entscheidung des Geldhauses gewesen, ohne jede Demonstrationsabsicht nach außen.
„Die Bank nutzt die Marktbedingungen, um diese Anleihen zu attraktiven Preisen zurückzukaufen und so ihre Verschuldung zu verringern“, sagte Finanzvorstand Marcus Schenck in einer Mitteilung. „Indem diese Anleihen unter ihrem Ausgabepreis zurückgekauft werden, realisiert die Bank einen Gewinn.“
Für die Aktionäre der Deutschen Bank geht damit eine nervenaufreibende Woche mit einem eigentümlichen Ergebnis zu Ende, wie Reuters-Journalist Alasdair Pal in den sozialen Medien aufzeigte:
Nachdem die Titel der Deutschen Bank in dieser Woche nicht weniger als vier Mal um 15 Prozent in die Höhe schossen und in den Keller sackten, gehen sie zum Wochenschluss wieder mit jenen gut 15 Euro aus dem Handel, zu denen sie in diese Achterbahnwoche gestartet sind. "This is amazing: after moving up and down 15% *four* times, Deutsche Bank is … “; hier zum Nachlesen auf Twitter: https://twitter.com/AlasdairPal/status/698176791119294464.
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