Die Kapitalerhöhung der Deutschen Bank erreicht enorme Höhen. Sie entspricht bei aktuellem Aktienkurs 29 Prozent der gesamten Kapitalisierung des Unternehmens. Für Deutschlands größtes Geldhaus ist es die zweitgrößte Kapitalmaßnahme seiner Geschichte, und auch im Vergleich mit anderen Unternehmen ein schwergwichtiges Unterfangen.
In keinem Fall machte die Kapitalerhöhung eines Konzerns hierzulande so viel als Prozentsatz der Kapitalisierung aus wie bei der Deutschen Bank. Einzig absolut gesehen muss sie einem anderen Unternehmen den Vortritt lassen, das auch denen Zusatz „Deutsche“ im Namen trägt.
Absolut gesehen gebürt der deutsche Rekord der Kapitalerhöhungen der Deutschen Telekom. Die größte hiesige Telekommunikationsfirma sammelte bei ihrem Börsendebüt 1996 und bei einer Kapitalerhöhung 1999 jeweils zehn Milliarden Euro ein.
Dagegen nehmen sich die anderen großen Kapitalerhöhungen fast bescheiden aus:
Auch im internationalen Vergleich hat die Maßnahme der Deutschen Bank immer noch riesige Ausmaße. Den Bock schoss im Jahr 2009, während der Finanzkrise also, zwar die britische HSBC ab, die sich mit einer Kapitalerhöhung von 15 Milliarden Euro durch die schweren Turbulenzen dieser Monate rettete.
Was den Bankensektor in Europa angeht, so setzt der deutsche Branchenprimus aber einen neuen Größenstandard in einer anschwellenden Serie, die offenbar wegen des später im Jahr anstehenden Stresstests in Gang gekommen ist.
Schon im Januar dieses Jahres war beispielsweise die österreichische Raiffeisen Bank International vorgeprescht und hatte mit Blick auf die strengeren Auflagen der Marktregulierer eine zwei Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung angekündigt. Mit dem Erlös sollen die Staatshilfen zurückgezahlt werden, die das Institut während der Finanzkrise in Anspruch genommen hatte.
Der Druck auf Kapitalmaßnahmen in der Geldbranche hat sich zuletzt aber noch deutlich erhöht, seitdem EZB-Präsident Mario Draghi gewarnt hat, einige Banken könnten bei dem Pflicht-Test später im Jahr durchfallen. So wird die Kapitalsammelbilanz der europäischen Banken dann auch immer dicker.
Seit Juli 2013 haben Europas Geldhäuser insgesamt 35,5 Milliarden Euro frisches Kapital aufgenommen; die Deutsche Bank wird diese Summe also jetzt auf einen Schlag fast um ein sattes Drittel aufstocken. Und die Ausgabe neuer Aktien war erkennbar der Königsweg zum frischen Geld für die europäischen Institute: Rund 26 Milliarden von den 35,5 Milliarden Euro zusätzlichem Kapital wurde mit der Ausgabe neuer Aktien erlöst.
In den vergangenen Wochen waren es vor allem südeuropäische Banken, die sich neues Kapital am Markt besorgten. Kreditinstitute in Italien, Griechenland, Spanien und Portugal kamen seit Juli für fast 27 der 35,5 Milliarden auf.
Dass sich selbst griechische Banken wie Piraeus und Alpha der Sammelaktion anschließen konnten, sagt viel darüber, wie verzweifelt die Jagd nach Renditen in dem von Notenbanken aufgeblähten Finanzuniversum geworden ist. Es sagt auch einiges darüber, wie viel Kapital derzeit aus den Schwellenländern zurück in den Westen strömt und Anlagemöglichkeiten sucht.
Anfang Mai kündigte auch die Banca Popolare di Milano eine Kapitalerhöhung an, in diesem Fall mit einem Volumen von 500 Millionen Euro. Aber mindestens fünf Geldhäuser in Italien stehen in den Startlöchern, um sich für den Stresstest zu rüsten, oder haben ihre Kapitalrunde bereits abgeschlossen.
Insider sind von dieser Serie, die sich jetzt geografisch in den Norden Europas verschiebt, nicht überrascht. Denn seit vor zwei Wochen wichtige Details aus dem anstehenden Stresstest bekannt wurden, wissen die Banken, mit welchen Szenarien sie konfrontiert werden.
Damit hat sich das Thema Kapitalerhöhung, mit dem sich Unternehmen selten leicht tun, relativiert. Es ist jetzt für einige Institute riskanter die nötigen Aktienausgaben zu vermeiden oder hinaus zu zögern, als sie gleich durchzuziehen.
Morgan Stanley prognostiziert, dass EU-Banken weitere 60 Milliarden Euro einsammeln könnten. Diese Vorhersage kam allerdings, bevor die Deutsche Bank ihren Schritt bekannt gab.