Die Volkswagen AG hat im Zuge des Dieselgate-Skandals offenbar mit mehreren US-Behörden eine Grundsatzvereinbarung über die Lösung des Problems erzielt. Dies hat VW nach Presseberichten am 21. April 2016 bestätigt. Der Deutschen Presseagentur zufolge können US-Kunden demnach entscheiden, ob ihr Dieselauto umgerüstet wird oder ob sie es vom Konzern zurückkaufen lassen.
Volkswagen hatte bis zu dieser Einigung monatelang mit dem Department of Justice (Environmental Division), der Environmental Protection Agency (EPA) und dem California Air Resources Board (CARB) unter maßgeblicher Beteiligung der Federal Trade Commission (FTC) verhandelt.
Darüber hinaus hat sich VW eigenen Angaben zufolge auch mit den Anwälten geschädigter Autokäufer – den Class-Action-Klägern in dem Verfahren in San Francisco – auf die Grundzüge einer vergleichsweisen Regelung verständigt. Diese Vereinbarung wird in den kommenden Wochen in einen umfassenden Vergleich überführt werden. Diese Regelungen in den USA würden in Verfahren außerhalb der USA indes keine rechtlichen Wirkungen entfalten, so Volkswagen in einer Mitteilung.
Der Deutschen Presseagentur zufolge wird Europas größter Autobauer die aufgrund der Abgas-Affäre bilanzierten Rückstellungen von derzeit 10 auf dann 16,4 Milliarden Euro für das Jahr 2015 erhöhen. Die erste Rückstellung für die noch immer nicht vorgelegte Jahresbilanz hatte der Konzern bereits im dritten Quartal 2015 gebildet.
An der Börse kam diese Botschaft zunächst gut an. Die Aktien des Konzerns legten am 21. April in der Spitze auf bis zu 142 Euro zu. Am 22. April notierte der Kurs indes wieder um die 132 Euro. Der Konzern wird damit am Markt mit rund 40 Milliarden Euro bewertet.
Während VW damit die finanziellen Folgen der eigenen Abgasmanipulationen bilanziell verdaut hat, schauen Aktionäre mit ungutem Gefühl auf andere Automobilkonzerne.
So war parallel zur Einigung Volkswagens mit den US-Behörden und Anwälten bekannt geworden, dass nun auch der Stuttgarter Autobauer Daimler konkreter ins Visier der US-Behörden geraten ist.
Die Daimler AG führe nach Aufforderung des U.S. Department of Justice (DOJ) eine interne Untersuchung des Zertifizierungsprozesses aller Mercedes- und Smart-Modelle in Bezug auf Abgasemissionen in den USA durch, teilte der Konzern am 22. April mit. Daimler kooperiere dabei vollumfänglich mit den Behörden. Die Anordnung der US-Behörden folgt auf Sammelklagen von US-Autobesitzern, die dem Stuttgarter Autobauer vorwerfen, Abgaswerte gesetzeswidrig manipuliert zu haben. Der Konzern bestreitet dies.
Sammelklagen hält Daimler nach eigener Aussage daher auch für unbegründet. Der Konzern werde "sich dagegen mit sämtlichen juristischen Mitteln zur Wehr setzen", heißt es in einer Mitteilung, die Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber noch einmal in einer Telefonkonferenz bekräftigte.
Die Aktien des Dax-Konzerns notierten am 22. April bis kurz vor Mittag bei 62 Euro, knapp 6 Prozent im Minus. Damit wird Daimler am Markt derzeit mit gut 70 Milliarden Euro bewertet.
Dass es neben Volkswagen auch anderen Herstellern schwerfällt, Abgasnormen mit legalen Mitteln einzuhalten, zeigte Anfang der Woche der Fall Mitsubishi. Die Japaner hatten zugegeben, Verbrauchsangaben bei gut einer halben Million Kleinstwagen manipuliert zu haben.
Betroffen sind vier Modelle mit einem Hubraum von maximal 660 Kubikzentimeter und einer Breite von maximal 1,50 Meter. Die Manipulation der Verbrauchswerte dieser vor allem in Japan dank einer Steuerbegünstigung viel gefahrenen Kei-Cars war aufgeflogen, nachdem Nissan Verbrauchstest an Fahrzeugen vorgenommen hatte, die Mitsubishi zuvor für den Wettbewerber gebaut hatte. Diese Nissan-Daten wichen von jenen ab, die Mitsubishi zuvor den Behörden vorgelegt hatte.
Mitsubishi-Chef Tetsuro Aikawa zufolge liege die Diskrepanz zwischen faktischem und manipuliertem Verbrauchswert bei 5 bis 10 Prozent. Die Produktion und der Verkauf der betroffenen Autos sei gestoppt worden, so Aikawa auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz.